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Handwörterbuch der Philosophie
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•618 Sittlichkeit. (s. d.) Kants mildert z. T. SCHILLER (vgl. Schöne Seele), während FICHTE ihn ganz streng faßt, als völlige Unterordnung der Sinnlichkeit unter die Ver- Das Ich soll seine Freiheit selbständig verwirklichen, alles andere ist nur Mittel zu diesem Zweck, zur Realisierung des „reinen Ich", welche ab- solute Pflicht ist. Endzweck ist es, daß nur die Vernunft in der Sinnenwelt herrsche, ebenso in der Gemeinschaft geistiger Wesen (System der Sittenlehre, 1798; WW. 1845/46; Nachgelassene Schriften, 1834, III). — Auch nach SCHLEIERMACHER besteht die S. zuhöchst in dem Hineinbilden der Vernunft in die Natur, im „Naturwerden der (Philos. Sittenlehre, § Grundr. philos. Ethik, 1841; WW. II2, 446 ff.). Die Gebiete des sittlichen Handelns sind Verkehr, Eigentum, Denken, Gefühl; die ethischen Verhältnisse: Recht, Geselligkeit, Glaube, Offenbarung; die ethischen Organismen: Staat, Gesell- schaft, Schule, Kirche. Die Individualität hat Bedeutung. Den ethischen Idealismus begründet in objektiver Weise HEGEL, der von der (subjektiven) „Moralität" (s. d.) die (objektive) „Sittlichkeit" unterscheidet; beide sind Formen des „objektiven Geistes", Produkte der dialektischen Entfaltung des Geistes d.), der „Idee" (s. d.), der Weltvernunft. Die Sittlichkeit ist der objekti- vierte Vernunftwille, die „Idee der Freiheit als das lebendige Gute", ver- körpert im Staat (s. d.) und im Sozialen (Enzyklop., § 513 ff.; Rechtsphilos.2, von G. Lasson, 1906). — Vgl. CHR. KRAUSE, Syst. d. Sittenlehre I, 1810; zur Sittenlehre, hrsg. 1888. Von KANT beeinflußt sind HENSEL, MESSER, B. BAUCH, MEDICUS, W. KINKEL, VAIHINGER U. a., ferner RENOUVIER (Science de la morale2, 1908, WOLTMANN (System des moral. Bewußtseins, 1898), BERNSTEIN, (S. oben), K. VORLÄNDER (Kantstudien IV, 361 ff.; Kant u. 1911), STAMMLER, P. NATORP (Sozialpädagogik2, 1904, S. 99 ff.) u. a., welche neben dem allgemeingültigen Wollen die Gemeinschaftsidee betonen. auch COHEN, nach welchem der sittliche Wille auf Einheit im Wollen und Handeln geht. Die Einheit der reinen Menschheit ist nur in der Allheit des Staates (s. d.) gesichert; nur in Staat und Recht entfaltet sich die S. Der „reine Wille" bekundet sich nicht in bloßer Gesinnung, sondern auch im Handeln selbst. Die sittliche Entwicklung geht auf ein „Reich der Zwecke", auf die „Gemeinschaft autonomer Wesen" (Ethik2, 1907; Kants Begründung der Ethik2, 1910). — Vgl. WIRTH, System der spekulat. Ethik, 1841 f.; WITTE, der Sittenlehre, 1882; v. KIRCHMANN, Grundbegriffe des Rechts u. der Moral2, 1873 (vgl. Achtung, Autorität); P. REE, Über die Entstehung des Ge- wissens, 1885 (s.d.); MÜNSTERBERG, Der Ursprung der S., 1888; HARMS, Ethik, 1889; H. BENDER, Über das Wesen der S., 1894; SIMMEL, Einleit. in die 1904, ACHELIS, Ethik, 1904; E. DÜRR, Das Gute u. das Sittliche, 1911; M. L. STERN, Monistische Ethik, 1911; Essais de philos. morale, 1837; F. RAUH, 1909; E. DE ROBERTY, 1898; RIBOT, Psychol. des 1908, S. ff.; SUTHERLAND, Origin and Growth of the Moral Instinct, 1898; DEWEY, Ethics, 1891; TROJANO, La morale, JUVALTA, Prolegom. a una morale, P. SOLLIER, Morale et 1912; B. KERN, Ethik, Erkenntnis, Weltanschauung, 1912; E. WENTSCHER, Grundz. der Ethik, 1913 (vgl. die Literatur unter „Ethik"). — Vgl. Sollen, Tugend, Pflicht, Gewissen, Imperativ, Norm, Soziologie, Hecht, Humanität u. a.
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Handwörterbuch der Philosophie
Title
Handwörterbuch der Philosophie
Author
Rudolf Eisler
Publisher
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Location
Berlin
Date
1913
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
Size
12.7 x 21.4 cm
Pages
807
Keywords
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Category
Geisteswissenschaften
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