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Sklavenmoral — Skotismus. 621
ist. Die letzten Ursachen und das Wesen der Dinge sind unerkennbar, weder
die Sinne noch der Verstand erfassen mit Sicherheit die Wahrheit. Nur die
Offenbarung führt uns, auch wo ihre Dogmen gegen die Vernunft sind (so auch
den rechten Weg (Essais, 1580, 1593; deutsch 1797 1908 f.). Nach
GLANVILLE wissen wir nichts über die Dinge und über uns selbst, nur in der
Religion liegt das Heil (Scepsis scientifica, 1665; vgl. N. Petrescu, G. und
Hume, 1911; vgl. Kausalität). Einen „akademischen", „milderen" S.
HUME, nach welchem wir von den letzten Ursachen der Dinge nichts wissen;
nur vom Erfahrbaren gibt es (Wahrscheinlichkeits-) Erkenntnis und von den
logisch-mathematischen Relationen ein sicheres Wissen (Enquiry 2,
Treatise IV, sct. 2; s. Kausalität, Substanz).
Dem S. als dem ohne vorangegangene Kritik gefaßten Mißtrauen gegen
die Vernunft stellt KANT den Kritizismus (s. d.) gegenüber, der den Grund
der Möglichkeit objektiver Erkenntnis in den wesentlichen Bedingungen des Er-
kennens sucht (Kleine 50, 158 ff.). Der S. hat die Kritik vor-
bereitet (Krit. d. rein. Vernunft; über methodischen S. vgl. HERBART, Lehrb.
zur 1883, S. 62 ff.). Einen „kritischen" S. vertritt G. E. SCHULZE,
welchem weder die Erkennbarkeit noch
barkeit der Dinge an sich gewiß ist (Aenesidemus, hrsg. 1911, Vorw., S.
vgl. PLATNER, Philos. 1793—1800, Vorw., § 626 ff.). S. MAIMON
sich, sofern er die bloße Wahrscheinlichkeit der Naturgesetze lehrt, einen
„kritischen" oder „empirischen" Skeptiker (vgl. Versuch einer neuen Logik2,
1912). Neuere Skeptiker sind NIETZSCHE, MAUTHNER (S. Sprache), R. SHUTE
{Discourse on Truth, 1877) u. a.
Gegen den S. wenden sich HUSSERL (Log. Untersuch. I, 1900, 112 f.),
CORNELIUS, R. RICHTER (Der S., II, 121 ff.; 527; aber methodo-
logischer, partieller Wert des S.), GOLDSCHEID (Zur Ethik des Gesamtwillens I,
1903, 109 ff.) u. a. (s. Wahrheit). - VgL STÄUDLIN, Geschichte u. Geist des
S., 1794—95; TAFEL, Gesch. u. Kritik des S., 1834; V. BROCHARD, Les
sceptiques grecs, 1887; R. RICHTER, Der S. in der Philos., 1904—1908;
GOEDECKEMEYER, Gesch. des griechischen S., 1905; CREDARO, Lo scetticismo
academici, 1889 f.; SAISSET, Le scepticisme, 1865; SAITSCHICK, Deutsche
Skeptiker, 1906; Französische Skeptiker, 1906; KREIBIG, Gesch. u. Kritik des
ethischen S., 1896; STUMPF, Vom ethischen S., 1909. — Vgl. Relativismus,
Subjektivismus, Zweifel, Wahrheit, Gewißheit, Sittlichkeit, Fiktion, Pragmatis-
mus, Mystik, Akatalepsie.
Sklavenmoral s. Sittlichkeit (NIETZSCHE).
die Philosophie und Schule des Scholastikers DUNS SCOTUS
(Quaestiones quodlibetales, hrsg. 1506; Reportata super IV libros sententiarum,
1517 f.: Opus Oxonience, 1620, u. a.; Opera, 1639; 1891—95). Charakteristisch
für den (besonders den späteren) S. (der sich z. Teil gegen den Thomismus,
d., wendet) sind die Tendenz zu subtilen Distinktionen, zur Hypostasierung
von Begriffen, der „Formalismus" (s. Unterscheidung), der Voluntarismus (s. d.),
die Lehre von der Materie (s. d.), von der. Willensfreiheit (s. d.) u. a. VgL
SIEBECK, Archiv f. Gesch. d. Philos. I, 1888; Zeitschr. f. Philos. Bd. 94, 112
{1888, MINGES, Der Gottesbegriff des D. Scotus, 1906; Philos. Jahrb.,
1906; M. DE WULF, Histoire de la philos. 1912 (deutsch in Vor-
bereitung). — Skotisten sind FRANCISCUS MAYRONIS, ANTONIUS ANDREAE,
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften