Page - 632 - in Handwörterbuch der Philosophie
Image of the Page - 632 -
Text of the Page - 632 -
632 Soziologie.
ist das „soziale Element", das Individuum ist nur ein „passives Atom" in der
Gruppe. Der „Rassenkampf" untersteht dem Gesetz, daß jedes mächtigere
ethnische oder soziale Element danach strebt, das in seinem Machtbereich be-
findliche schwächere Element seinen Zwecken dienstbar zu machen (Der Rassen-
kampf, 1883; 2. A. 1908; Soziologische Essays, 1899; Grundzüge der S.2,
Die soziolog. Staatsidee2, 1902; S. im Umriß, 1910; Geschichte der
theorien, 1905). Beeinflußt von G. sind G. RATZENHOFER (Die soziolog. Er-
kenntnis, 1898; Soziologie, 1907), F. OPPENHEIMER (Zeitschr. f.
III; Staat, 1907), F. SAVORGNAN U. a.; ähnlich lehren z. T. CATTANEO,
NIETZSCHE, BAGEHOT (Der Ursprung der Nationen, 1874), VACCARO (S. oben) u.
Geographisch begründen d. S. („Soziogeographie") DEMOLINS, RATZEL
(Anthropogeographie, 1898) u. a., ethnologisch SPENCER (S. oben) BACHOFEN
(Das Mutterrecht, 1861, „Matriarchat"), H. J. SUMNER MAINE (Ancient
1890; Village Communities5, 1890; Eearly History of 1890, u. a.),
Mo MORGAN (Die 1891, Lehre von der ursprüng-
lichen „Promiskuität", F. ENGELS (Der Ursprung der
Familie, des Privateigentums u. des Staates6, 1894), POST (S. Recht),
GROSSE (Die Formen d. Familie, 1896), CUNOW, HELLWALD, V. DARGUN, WILKEN,
STARCKE, (Horde u. Familie, 1895, Ortsgemeinschaft), LETOURNEAU (La
1892, u. a.), ACHELIS, WESTERMARCK (S. Sittlichkeit), LAVELEYE
Eigentum), STEINMETZ, H. SCHURTZ (Altersklassen und Männerbünde, 1902:
die aus dem Geselligkeitstrieb erstehende als Kern der
Staatsentwicklung im zu den reinen Geschlechterverbänden) u. a. —
Statistisch-demographisch gehen vor COSTE (Princip. sociol.
1899), G. MAYR (Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben, 1877) u. a. —
Die Wirtschaft betrachten als soziales Grundphänomen K. MARX (S. Geschichte),
ferner anders LE PLAY, FUNCK-BRENTANO (La science sociale, 1897), DE GREEF
(Introduction ä la 1886) u. a.; über die soziale Seite des
lebens vgl. die Werke von SCHMOLLER, PHILIPPOVICH (Gr. d. Ökonomie
I«, 1899), DIETZEL U. a. Vgl. Die S., 1901.
Die Bedingtheit der Erkenntnis, ihrer Formen, Geltung und Resultate von
sozialen Faktoren betonen in verschiedener Weise FEUERBACH, CLIFFORD,
BALDWIN, ROYCE, IZOULET, DE ROBERTY, HUXLEY, L. STEIN, W. JERU-
SALEM (Einleit. in d. Philos.4, 1909; A. 1913; Soziologie des Erkennens,
„Zukunft" Nr. 33, 1909) u. a. Betreffs der Abhängigkeit der Religion (s. d.)
und des Seelenlebens überhaupt vom Sozialen vgl. die Arbeiten in der „Annee
Sociologique" (DURKHEIM, HUBERT, MAUSS), LEVY-BRUHL (Les fonctions
mentales dans les inferieures, 1909), GUYAU U. a. (vgl. Sittlichkeit,
Sitte, Recht).
Die Sozialpolitik und Sozialethik enthält zum Teil angewandte Soziologie,
deren Tatsachen im Sinne des sozialen Ideals kritisch-normativ zu verarbeiten
sind. Gegensätze sind der radikale Individualismus (s. mag er nun als
extremer „Liberalismus" („Manchestertheorie") oder als Anarchismus auftreten
STIRNER, KROPOTKIN, MACKAY U. a.), der aber auch in kommunistischer Form
existiert BAKUNIN U. a.), und der Sozialismus im Sinne eines
totalen oder partiellen „Kollektivismus", als Forderung einer Gemeinsamkeit
der oder eines Teiles der Produktionsmittel (der Ausdruck „Sozialismus")
stammt von LEROUX und ist durch L. REYBAUD verbreitet worden). Der
S. tritt in verschiedenen Formen auf, so als „Staatssozialismus" („Katheder-
back to the
book Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften