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636 Spezifisch Spieltrieb.
Spezifisch: der besonderen Art eigentümlich, durch sie bedingt (z.
spezifischer Relativismus). — Spezifische Energie s. Energie. Vgl.
sichtssinn (spezif. Helligkeit).
(ocpaXga, Kugel): Gebiet, Bereich (z. B. Wirkungssphäre,
activitatis"), Umfang (s. d.) des Begriffs. Nach den Aristotelikern haben die
seelische Lenker (vgl. MAIMONIDES, Doctor II,
5). Vgl. Harmonie (Pythagoreer: Sphärenharmonie), Schluß.
Spiel ist eine Tätigkeit, Beschäftigung ohne andere bewußte (Haupt-)
Zwecke als die Ausübung der Tätigkeit selbst und die mit ihr verbundenen An-
regungen, Erregungen, Affekte. Das S. erfreut durch Befriedigung funktio-
neller Bedürfnisse (s. d.), durch Betätigung bestimmter potentieller Energien,
mit der zugleich oft ein Ausruhen anderer Kräfte, also eine „Erholung"
„Zerstreuung" (Entspannung) verbunden ist. Das S. ist biologisch
indem es unfertige Anlagen ausbildet und eine Vorübung für ernste
und für den Daseinskampf einschließt; es bedingt zum Teil eine Nachahmung
ernster Tätigkeit, ist aber auch dann nicht „ernst gemeint", sondern es wird
alles so genommen, als ob es das Wirkliche wäre („Scheinobjekt"; vgl. BALD-
WIN, Das Denken u. die Dinge, 1908, ff.; MEINONG, Über
1910, S. 42 ff.; VAIHINGER, Die Philos. des Als ob, 1911). Es gibt körperliche
(Bewegungs-) und geistige Spiele, Sinnes-, Phantasie-, Gedankenspiele, Jagd-,
Kampf-, Tanz-, Liebesspiele u. a. Das S. ist von hoher pädagogischer Be-
deutung und hat auch eine sozialisierende Funktion. Die Kunst ist zum Teil
aus dem S. hervor-, aber über das bloße S. hinausgegangen (s. Ästhetik).
Das S. wird in verschiedener Weise erklärt. 1. Erholungstheorie: das
Spiel dient der Erholung der Organe (SCHALLER, Das S. und
die Spiele, 1861; LAZARUS, Über die Reize des Spiels, 1863, S. ff.; 2.
1907 u. a.). 2. Kraftüberschuß-Theorie: das S. beruht auf aufgespeicherten,
nach Betätigung verlangenden, nicht verbrauchten überschüssigen Kräften
(SCHILLER, Ästhet. des Menschen, 27. Br.; JEAN PAUL, § 49;
BENEKE, Erziehungs- u. Unterrichtslehre, 1835, I, 131; H. SPENCER, Psychol.
II, 1882 f., § 533 f.; RIBOT, Psychol. des S. 323; HÖFFDING,
Psychol. 1893, S. 369 ff., u. a.). 3. Nachahmungstheorie: (WUNDT, Grundr.
der 1902, S. 355 f.; Grdz. der phys. Psychol. 1903, ff.;
Völkerpsychologie II, 1, S. 66 4. Ergänzungstheorie: das S. ist
ein „Ersatz der Wirklichkeit" (K. LANGE, Das Wesen der Kunst2, 1908, II,
6 ff., u. a.). 5. Einübungstheorie: das S. ist ein Ergebnis der natürlichen
Auslese, dient der Vervollkommnung ererbter Anlagen, ist eine „Vorübung"
und „Einübung" von Trieben (WUNDT, GROOS, Die Spiele des Menschen,
1899; Die Spiele der 1907; Der Lebenswert des Spiels, 1910; Zeitschr.
f. pädagog. Psychol., 1911: Das S. als Katharsis; BALDWIN, EBBINGHAUS
u. a.). — Vgl. VOLKELT, Ästhetik I, 1905, 551 ff.; PAULHAN, Le mensonge de
Part, 1907.
Spieltrieb s. Spiel. Nach SCHILLER gibt es einen Spieltrieb als die
Vereinigung der Gegensätze von „Sachtrieb" (s. d.) und „Formtrieb";
Gegenstand ist die „lebende Gestalt". „Der Mensch spielt nur, wo er in voller
Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er
spielt" (Ästhet. Erziehung, 15. Brief). Vgl. Ästhetik, Kultur.
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften