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Substanz.
später NIETZSCHE, VAIHINGER (Philos. des Als ob, 1911), AVENARIUS (Philos. als
Denken der 1876, S. 55 ff.: die S. ist ein „Hilfsbegriff"). Nach MACH (Popu-
lärwissensch. 1896, S. 250), PETZOLDT GOLD-
SCHEID, OSTWALD U. a. gibt es nur eine relative Konstanz von Relationen, keine
absolut beharrende Substanzen. OSTWALD bezeichnet die Energie (s. d.) selbst
als Substanz (Grdr. d. Naturphilos., S. 142 ff.), L. GILBERT nimmt nur einen
an (Neue Energetik, vgl. Werden). — Als das Beharrende, Sub-
stantielle bezeichnen die selbst PLATNER (Philos. Aphorismen I, § 864
930 ff.), C. COLDEN (Princ. of Action in Matter, 1752), HERDER, C.
WEISSE (Metaphys., 1835, S. 410 ff.), HEINROTH, HILLEBRAND, WIRTH,
ULRICI (Logik, S. 340 ff.), CARRIERE, F. ERHARDT (Metaphys., 1894, I, 580 f.),
F. C. S. SCHILLER U. a.
Als das Beharrende im Wechsel der Erscheinungen betrachtet die S.
Die S. ist nicht das Ding an sich, sondern eine apriorische Kategorie (s.
durch die wir das Wechselnde auf das Beharrliche der Erscheinungen selbst
beziehen. Diese Beharrlichkeit selbst ist der Grund, warum wir auf die Er-
scheinungen die Kategorie der S. anwenden, d. h. deren „Dasein zu aller
voraussetzen. Die S. ist das „Substratum alles Wechselnden". Die „S. in der Er-
scheinung" ist „nicht absolutes Subjekt, sondern beharrliches Bild der Sinnlichkeit".
Ohne Anschauung ist die Kategorie der S. nur eine „logische Funktion" und
bedeutet ein Etwas, dessen Existenz nur als die eines Subjekts gedacht werden
Die „Beharrlichkeit des Realen in der Zeit" ist das „Schema" (s.
der S., der Materie (s. d.). Zu den „Analogien der Erfahrung" gehört auch
der apriorische Grundsatz: „Bei allem Wechel der Erscheinungen beharrt die
Substanz, und das Quantum derselben wird in der Natur weder vermehrt noch
vermindert" (Krit. d. rein. Vern., 2. A.) oder: „Alle Erscheinungen enthalten
das Beharrliche (Substanz) als den Gegenstand selbst und das Wandelbare,
dessen bloße Bestimmung, d. i. eine Art, wie der Gegenstand existiert" (1. c.
1. A., S. 146 ff.; vgl. Prolegomena, § 47 f.). Als eine Kategorie betrachten die
S. auch FICHTE, nach welchem die empirische S. nur ein Komplex der Akzi-
denzen selbst ist (Gr. d. ges. Wissenschaftslehre, S. vgl. oben), SCHELLING
(System d. transzendent. Idealismus, S. 301 ff.), HEGEL, nach welchem die
empirische S. die „Totalität der Akzidenzen" und die „absolute
ist (Enzyklop., § 150 f.) u. a., realistisch auch C. H. WEISSE (Metaphys.,
S. 420), TRENDELENBURG (Gesch. d. Kategorien, 1846 ff., S. 336), E. v. HART-
MANN (Kategorienlehre, 1896, S. 497 ff.; die Dinge sind nur „Pseudo-
substanzen", funktionelle Einschränkungen der absoluten Substanz), DREWS-
(ebenso), A. DORNER (Das menschL Erkennen, 1887; Enzyklop. der
1910), VOLKELT U. a.
Im Sinne des Kritizismus wird die S. als das Beharrliche in der Er-
scheinung, das in seinem Wechsel Beharrende aufgefaßt, als festes
für das Wandelbare, als Einheit beharrender Relationen; so von RIEHL (Der
philos. Kritizismus ff.; II, 66), LIEBMANN (Gedanken u. Tatsachen, II,.
1904, 114 ff.), H. COHEN („Immanenz der Erhaltung in der
1902, S. 200 ff.), NATORP (Die log. Grundlagen der exakten Wissenschaften,
1910, S. 72 ff.), CASSIRER (Substanzbegriff u. Funktionsbegriff, 1910, s.
B. BAUCH (Das Substanzproblem in der griechischen Philos., 1910), KÖNIG U.
Nach F. J. SCHMIDT ist die S. ein „Verknüpfungsgesetz" der Erfahrung (Grdz.
d. konstitut. Erfahrungsphilos., 1901, S. 160 ff.). Nach EWALD (Kants
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften