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Substanzgesetz — Substitution. 659
Idealismus, 1908, S. 171 f.) u. a. ist sie die Anwendung einer logischen Form
(Identität) auf die Anschauung.
Nach HERBART ist die S. der „von allen Merkmalen verschiedene Träger
derselben". Der Substanzbegriff in dieser Form ist widerspruchsvoll und muß
umgebildet werden in den Begriff des „Realen" (s. d.), d. h. eines Wesens, das
seine Qualität gegen „Störungen" unveränderlich bewahrt (Allgem. Metaphys.,
1828/29; Lehrb. zur Psychol.8, 1887, S. 66; vgl. Inhärenz). SCHOPENHAUER
identifiziert S. und Materie (s. d.); die abstrakte S. ist keine Kategorie. Daß
die S. aber beharrt, ihr Quantum nicht verändert wird, steht a priori fest
als Wille u. Vorstell., I. Bd., § 4; Vierfache Wurzel, K. 4, § 20). Nach
LOTZE ist die S. nicht ein unbekanntes Beharrliches, sondern etwas der Ver-
änderung Fähiges, Wirkungs- und Leidensfähiges. Absolute S. ist Gott
1896 ff., 2. A., I, 413 ff.; II, Grdz. d. Psychol., S. 71; vgl.
J. BERGMANN, Metaphys., S. ff., 1886; DRIESCH, Ordnungslehre, 1912; SIG-
WART, Logik, 1889/93, I2, 405 f.; ff.; 4. A. 1911; LIPPS, Gr. d. Logik, 1893,
S. 92 f.). Nach WUNDT ist S. das, „was wir als die Grundlage wechselnder
Zustände voraussetzen". Sie ist nicht das Ding an sich, hat aber „objektive
Realität", ist das Ding, wie es in logischer Verarbeitung der äußeren Erfahrung
sich uns darstellt, die Form, unter der unser empirisch motiviertes Denken die
Objekte apperzipiert, indem es sie als Komplexe von beharrenden Elementen
begreift (s. Materie). Der Substanzbegriff hat, seinem Inhalte nach, einen hypo-
thetischen Charakter und bleibt ein bloßer „Hilfsbegriff". Die innere Kausa-
lität des geistigen Lebens verhindert die Anwendung des Substanzbegriffs auf
das Geistige (s. Seele, Aktualität). Die S. hat aber ihr Vorbild im „beharrenden
Selbstbewußtsein mit seinen wechselnden Inhalten", ist die „Projektion dieses
eigenen Seins auf die der Objekte" (Logik I2, 462 ff.; 546 ff.; 3. A.
System d. Philos. 3. A. 1907; Grdz. d. physiol. Psychol.
704 ff.). Letzteres lehren auch MAINE DE ROYER-COLLARD,
JOUFFROY, FOUILLEE, MANSEL, LADD, BALDWIN, BENEKE, LOTZE (Mikrok.,
3. A. 1896 TEICHMÜLLER, WITTE, GLOGAU, TH. ZIEGLER,
J. WOLFF, J. SCHULTZ (Die Bilder von der Materie, 1905), LÜDEMANN, ER-
HARDT u. a. — VgL SCHUPPE, Gr. d. Logik u. Erk., 1894, S. 33; REHMKE,
Philosophie als Grundwissenschaft, 1910; R. Das Ganze der Philo-
sophie, 1894, S. 90 ff.; PAULSEN, Vierteljahrsschr. f. wissensch. Philos., 1. Bd.,
LIPPS, Leitfaden der S. 119 JERUSALEM, Einleit. in die
Philos.4, 1909; A. LESCHBRAND, Der Substanzbegriff in der neueren Philos.,
1895; F. C. S. SCHILLER, Humanismus, 1911; E. KÖNIG, Die Materie,
1911; F. ENRIQUES, Probleme der Wissenschaft, I, 1910; STÖCKL, Lehrbuch
d. Philos. II8, 1912. — Vgl. Seele, Aktualitätstheorie, Relativitätstheorie, Körper,
Wesen, Sein, Realismus.
Substanzgesetz ist nach E. HAECKEL die Vereinigung des Gesetzes
der Erhaltung der Materie und der Konstanz der Energie (Die Welt-
rätsel, 1899).
Substitution: Stellvertretung, Einsetzung, z. B. „Substitution of
(S. des Ähnlichen) als Prinzip des Schließens nach JEVONS (The S. of
Similars, 1869) u. a. (s. Quantifikation. Vgl. STÖHR, Leitfaden d. Logik, 1905,
S. ff.; KREIBIG, Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. ff.; SIGWART,
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften