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Synderesis — Synteresis. 663
kommenden empfindenden Wirklichkeitselemente. Nach dem metaphysischen
„Konstitutionalismus" gibt es im Organismus keine absolute Zentralmonade,
sondern die Funktionen desselben beruhen auf Arbeitsteilung einer Reihe zen-
traler Faktoren, unter denen der reale Schwerpunkt wechselt (Der Zusammen-
hang der Dinge, 1881, S. 36, 453 ff.).
s. Synteresis.
Synechologie (von stetig): Lehre vom Stetigen, von Raum
und Zeit (HERBART).
Synergie (von Mitwirkung, Zusammenwirken. Vgl. RIBOT,
Psychol. des 1904, S. f.; L. F. WARD, Pure Sociology, 1903,
S. 171 ff.; L. GILBERT, Neue Energetik, 1911; GOLDSCHEID, Höherentwickl.
Menschenökonomie I, 1911.
Synergismus heißt die Lehre, daß der Mensch an seiner Erlösung
durch Gott (Gnade) mitwirkt (PELAGIUS, MELANCHTHON).
assensio): aktive Zustimmung, Beifall
seitens des Urteilenden auf Grund der Evidenz oder einer den Denkwillen
determinierenden Vorstellung (nach den Stoikern, welche die Theorie der S.
begründen), einer (s. d.) Vorstellung, wobei aber die Zu-
stimmung immer als eine letzthin vom Willen abhängige gilt (Sext.
Adv. Mathem., 10, 397; CICERO, 1, 11, 40; II, 67; SENECA,
Epist. 113, 18; L. STEIN, Die Psychologie der Stoa, II, 1888, 191 ff.; JERU-
SALEM, Die Urteilsfunktion, 1895).
Synkategorematisch sind Ausdrücke, welche nur in Verbindung
mit selbständigen („kategorematischen") einen Sinn haben (Partikeln,
formen). Vgl. J. ST. MILL, Logik I, K. 21, 1877; A. MARTY, Über das Ver-
hältnis vorr Grammatik u. Logik, 1893; HUSSERL, Log. Untersuch.,
1900/01, 295.
Synkretismus als Koalition streitender Parteien, ur-
sprünglich der Kreter; vgl. PLUTARCH, De fraterno 19) heißt die Ver-
mischung, Ausgleichung zum Teil entgegengesetzter und einander
widersprechender Lehren. Synkretisten sind CICERO, PICO, BESSARION U. a.
Vgl. F. BUDDEUS, De syncretismo philosophico, 1701. Vgl. Eklektizismus.
Synopsis Überblick einer Mannigfaltigkeit, z. B. durch die
sinnliche Wahrnehmung (KANT, Krit. d. rein. Vern., S. 114). VgL
Lehrb. d. Psychol., 1909, 242.
nennt R. EUCKEN ein „Lebenssystem", einen Zusammen-
hang der geschichtlichen Wirklichkeit, welcher die Fülle des Daseins in die
Idee eines charakteristischen Gesamtgeschehens faßt und aus derselben alles
Besondere eigentümlich gestaltet. Syntagmen sind der Idealismus, Intellek-
tualismus, Naturalismus, Ästhetizismus und dgl. (Die Einheit des Geistes-
lebens, 1888, S. 5 ff., 63 ff.).
Synteresis oder Synderesis heißt in der mittelalterlichen
Philosophie und Theologie das ursprüngliche, dem Menschen eigene, auch durch
Adams Sündenfall nicht verlorene unmittelbare Bewußtsein des Guten und
Schlechten im Allgemeinen, der „Gewissensfunke" („scintilla conscientiae", bei
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften