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Tatsache. 669
log der T. im engeren Sinne, d. h. der unmittelbaren Ich-Tätigkeit aufgefaßt,
die teils als strebende „Reaktivität", teils als Selbsttätigkeit im engsten Sinne,
als Willens- und Denktätigkeit, theoretische und praktische Aktivität (s. d.)
auftritt. Die psychische (geistige) T. ist weder ein Tun hinter dem Bewußt-
sein noch eine bloße Summe von psychischen Elementen, sondern etwas quali-
tativ-intensiv Spezifisches, im einheitlichen Bewußtseinszusammenhange selbst
«ich Bekundendes und hat gewisse Gefühle und Empfindungen zu Momenten.
metaphysischen Standpunkte läßt sich das „Für sich" objektiver
zusammenhänge als ein System von (reaktiv-aktiven) Tätigkeiten relativ selb-
ständiger Einheiten auffassen (vgl. Voluntarismus, Zweck. Panpsychismus).
Als Übergang von der Potenz zur Wirklichkeit betrachtet die T. ARISTO-
TELES (s. Energie, Praxis). Ebenso die meisten T. („operatio",
„actus secundus") ist Verwirklichung des Potentiellen. Sie unterscheiden „im-
manente" und „transeunte", bzw. intransitive und transitive (über das Tätige
selbst hinausreichende) T. („actio immanens, transiens"), ferner äußere und
innere, intellektuelle und praktische T. (vgl. THOMAS, Sum. theol. 3, 2 c;
I, 14, 5 ad 3. Die T. entspricht dem Sein („operari sequitur esse", vgl. Thomas,
gent. IV, 7; s. auch SCHOPENHAUER).
Psychologisch bestimmt LIPPS die T. als Bewegung". T. wird
unmittelbar erlebt (Leitfad. der Psychol.2, 1906, S. 8, 25). So auch nach
anderen Psychologen, wie BRENTANO, WITASEK, KREIBIG, WUNDT U. a. (s.
Akt, Wille), während nach E. v. HARTMANN die T. unbewußt bleibt (s.
Psychisch) und es nach manchen (ZIEHEN, R. U. a.) überhaupt keine
psychische Tätigkeit, keine „Akte" (s. d.) gibt.
Nach WUNDT tritt bei der Willenshandlung ein „Gefühl der Tätigkeit von
ausgeprägt erregender Beschaffenheit" auf; es ist ein „Totalgefühl", ein
absteigender zeitlicher Vorgang, der sich über den ganzen Verlauf der Hand-
lung erstreckt (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 226, vgl. Apperzeption, Wille).
Die absolute Wirklichkeit besteht nicht aus Substanzen, sondern aus „substanz-
Tätigkeiten" (s. Voluntarismus).
Daß in allem Wirklichen Regsamkeit, Tätigkeit steckt, lehren in ver-
schiedener Weise HERAKLIT, PLOTIN, LEIBNIZ (S. Monade), VOLTAIRE (Prin-
cipe I, 119), SCHELLING, HEGEL, OSTWALD (S. Energie) u. a. (s.
Werden). — Absolute Tätigkeit ist nach FICHTE das „Ich" (s. d.) mit
seinen die erzeugenden „Tathandlungen" (Gr. d. gesamten Wissen-
schaftslehre, S. 1 ff.; vgl. Aktualitätstheorie). Nach MÜNSTERBERG ist
der Urgrund der Dinge geistige Tat (Philos. der Werte, 1908, S. 449 ff.).
Schöpferische Tätigkeit ist der Kern des Wirklichen nach BERGSON (L'eVolution
creatrice, 1910, S. 243), KEYSERLING (Das Gefüge der 1906, S. JOEL
{Seele u. 1912), LACHELIER U. a. VgL REHMKE, Allgemeine
S. 353 ff.; SCHUPPE, Gr. d. Erk. u. Logik, 1894, S. 141 ff.; SIGWART, Logik I2,
1889/90, ff., ff.; STÖCKL, Lehrb. der Philos. II8, 1912; BRAUN,
Grundriß einer Philosophie des Schaffens, 1912 (Die T. ist das Grunderlebnis,
die Grundkategorie). Vgl. Tat, Akt, Aktivität, Passivität, Spontaneität,
Aktivismus, Pragmatismus, Denken, Wille, Erkenntnis, Handlung, Arbeit.
(vgl. LESSING, Schriften, hrsg. von Lachmann XI, 645;
HERDER; „res facti, factum) heißt das, von dessen objektivem oder realem Be-
stand man überzeugt ist, was als wirkliches, vom Denken zu setzendes, zu-
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften