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676 Theogonie — Theorie.
und Lehre von derselben, bzw. den
Gottesvorstellungen (HESIOD U. a.; vgl. SCHELLING, Philos. der Mythologie,
S. 123 ff.; FEUERBACH, Th., 1857).
(&eoXoyla): Götterlehre (vgl. ARISTOTELES, Metaphys. III,
4, 1000 a 9), Gotteslehre, wissenschaftliches System der Religion (seit ABAE-
LARD). Die Scholastiker unterscheiden (seit RAYMUND VON SABUND)
natürliche (rationale) und geoffenbarte Th. Ferner spricht man von einer
„mystischen" (symbolischen) Th. (JOH. GERSON, De theol. 6), von einer
„affirmativen" und „negativen" Th. (PSEUDO-DIONYS, De myst. theol. 1 ff.;
JOH. SCOTUS ERIUGENA, NICOLAUS De docta ignorantia I, 24, 26,
u. a.; vgl. Docta ignorantia, Mystik). — Die unterscheidet scharf
zwischen Philosophie (s. d.) und Th.; erstere beruht auf dem „Licht der Ver-
nunft", letztere auf dem „Licht der Gnade" (vgl. THOMAS, Sum. theol. I, 1, 2).
Nach DUNS SCOTUS ist die Th. keine strenge Wissenschaft, sondern mehr eine
praktische Disziplin (In 1. sent vgl. d. 24, 1). — Eine „spekulative",
den Gehalt der Religion und der Dogmen philosophisch interpretierende Th.
begründen SCHELLING, BAADER, GÜNTHER, HEGEL, J. H. FICHTE U. a.
Nach L. FEUERBACH ist das Geheimnis der Th. die Anthropologie, denn Gott
(s. d.) ist nichts als das „vergötterte Wesen des Menschen" (WW. VIII, 20).
Vgl. Theologia deutsch, hrsg. 1907; SPINOZA, Theol.-politischer Traktat,
K. 15; CHR. WOLFF, Theologia naturalis, 1736; KANT, Krit. d. rein. Vern., 1781;
Vorles. über die philos. SCHLEIERMACHER, Kurze Dar-
stellung des theol. Studiums, 1811; J. H. FICHTE, Spekulat. Theologie,
WERNER, Geschichte der kathol. Theol.2, 1889; DORNER, Gesch. der protestan-
tischen Th., E. CAIRD, Die Entwickl. der Th. in der griechischen Philos.,
1909; Die wissensch. Lage u. die Anforderungen an die Th., 1901;
G. WOBBERMIN, der systemat. 1899; Th. u. Metaphysik,
1901; K. Philos. Studien XX; REISCHLE, Th. u. Religionsgeschichte,
1904; J. M. VERWEYEN, Philosophie u. Theologie im Mittelalter, 1911. Vgl.
Gott, Religion, Wissen, Metaphysik (ARISTOTELES).
theophania): göttliche Erscheinung, Offen-
barung Gottes in der Natur und in der Seele (JOH. SCOTUS ERIUGENA,
De divisione naturae I, 7 ff.; III, 4, 19; V, 26), in der Geschichte (SCHEL-
LING, HEGEL U. a.). Vgl. F. BECK, Theophanie, 1855. Vgl. Offenbarung.
Lehrsatz (s. d.).
Theoretisch speculativus): auf die Theorie, die Erkenntnis
bezüglich, der Theorie nach, wissenschaftlich, ein Sein (nicht Sollen) zum
habend, im Gegensatz zum Praktischen (s. d.). Theoretische und
praktische Vernunft (s. d.) wird unterschieden. Vgl. ARISTOTELES, Meta-
phys. V 1, 1025 b 25. VgL Philosophie, Praktisch, Wissenschaft.
Theorie (&ecogla) heißt ursprünglich Betrachtung, geistige Anschauung.
Th. im neueren Sinne bedeutet 1. den Gegensatz zur Praxis (s. d.), die bloße
Erkenntnis; 2. einen Gegensatz zur Erfahrung (im Sinne der Empirie), die be-
griffliche Erklärung einer Tatsachengruppe, die methodische Ableitung der-
selben aus einem einheitlichen Prinzip, aus allgemeinen Gesetzen, oft als Ab-
schluß Hypothese (s. d.) oder als Hypothese, die sich an der Erfahrung
dauernd bewährt hat. Der Wert einer Th. besteht in ihrer theoretischen
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften