Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geisteswissenschaften
Handwörterbuch der Philosophie
Page - 692 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 692 - in Handwörterbuch der Philosophie

Image of the Page - 692 -

Image of the Page - 692 - in Handwörterbuch der Philosophie

Text of the Page - 692 -

Weiterung ihrer Macht. Insbesondere zeigt die Geschichte, daß Übel aller Art. durch Anreizung des Willens immer mehr überwunden oder in den Dienst des Guten gestellt werden können. Es gibt immer wieder Übel, aber sie können und sollen zum Quell des Guten, Zweck- und Wertvollen gemacht werden — das ist die aktivistische „Theodizee" (Meliorismus). Im Kampfe gegen das (physische, moralische, soziale) Übel erstarkt und entwickelt sich der Geist und das Reich der Kultur. Die „Theodizee" (s. d.) wird teils durch den Hinweis auf die oder Relativität des Übels, oder auf dessen rein „privativen", nicht absolut positiven (selbständigen) Charakter versucht, teils durch Betonung der Not- wendigkeit des mit der Endlichkeit der Wesen gegebenen Übels, das von Gott nicht gewollt, aber „zugelassen" ist, weil es zum Teil mit der Willensfreiheit zusammenhängt, oder weil es ein Mittel zur Förderung des Guten ist, einen erzieherischen Wert hat, zur Vollkommenheit des Ganzen beiträgt, u. dgl. (vgl. Optimismus). Der Pessimismus (s. d.) verlegt das Übel ins Dasein über- haupt, spricht von einer Schuld, die durch den Willen zum Leben kontra- hiert wird. Daß Gott am Übel keine Schuld hat, sondern alles gut geschaffen hat, betont (wie schon das Alte Testament) PLATON (Timaeus 42 D) und auch ARISTOTELES lehrt optimistisch. Eine Theodizee geben die Ein Übel ist eigentlich nur das Laster. Die sogen. Übel sind für das Ganze notwendig und erhöhen die Vollkommenheit desselben; das Schlechte liegt nur in den Nebenwirkungen und wird zum Guten gelenkt (SENECA, Epist. 11; 94, 8; MARC AUREL, In se V, 8; VIII, 35; Diogen. Laert. VII, 96). Ähnlich lehren PHILON (Leg. allegor. II, 76), PLOTIN Ennead. III, 2, ff.; IV, 3, 16), die von der — Die mittelalterliche Philosophie erblickt im Übel nur eine „Beraubung des Guten" (s. Böse, Privation); es hat nur eine negative Ursache („causa ciens") und trägt zur Güte des Ganzen bei (AUGUSTINUS, De civitate Dei XI, 18; XVII, 11; THOMAS VON AQUINO, Contr. gent. I, 71; III, 71). Eine systematische Theodizee begründet LEIBNIZ, welcher metaphysisches, physisches und moralisches Übel unterscheidet. Ersteres beruht auf der End- lichkeit der Wesen, denen Gott nicht alle Vollkommenheit geben konnte, ist durch die bedingt; das physische Übel wirkt als Strafe oder als Besserungsmittel; das moralische Übel entspringt der Willensfreiheit und wird von Gott zum Guten gelenkt. Alles Übel ist nur privativ und nur von Gott „zugelassen", nicht gewollt; es erhöht nur die Harmonie der macht dieses reicher. Die Übel also nicht Gottes Allmacht, Weis- heit und Liebe (Theodizee I, § 30 ff.). lehrt W. KING (De origine Die Relativität des Übels betonen SPINOZA (Eth. IV, prop. XXX; De Deo II, 4), CUDWORTH, KING U. a. Theodizeen versuchen W. DERHAM (Physico-Theology, 1713). JOHN RAY, PRIESTLEY, ROBINET (De la nature I, 1), CHR. WOLFF, BILFINGER, PESSING, P. (Von dem u. den Absichten des Übels, 1786—87), SCHILLER, J. J. WAGNER (Theodizee, 1809) u. a. Nach HEGEL wird in Geschichte das Negative zu einem „Untergeordneten und Überwundenen" (vgl. WW. IX, 19; vgl. Panlogismus, Vernunft). Die Überwindung des Übels ferner CHR. KRAUSE, DORNER, COHEN (Ethik, 1904, S. 427 f.) u. a. Als etwas bestimmt das Übel SCHOPENHAUER (S. Pessimismus, Wille). — Daß das Übel
back to the  book Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
Title
Handwörterbuch der Philosophie
Author
Rudolf Eisler
Publisher
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Location
Berlin
Date
1913
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
Size
12.7 x 21.4 cm
Pages
807
Keywords
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Category
Geisteswissenschaften
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Handwörterbuch der Philosophie