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Urteü. 709
Existentialurteile zurück). So nach F. BRENTANO I, S. 276 ff.),
F. HILLEBRAND, MARTY U. a. Das U. ist eingliedrig, doch gibt es auch
„Doppelurteile", welche einem etwas zu- oder absprechen (HILLE-
BRAND, Die neuen Theorien der kategorischen Schlüsse, 1891, S. 27, 95 ff.).
Vgl. E. J. HAMILTON, Erkennen u. Schließen, 1912.
Verwandt damit ist die Tatbestands- und Geltungstheorie, nach welcher
das U. die Setzung oder Anerkennung eines objektiven Tatbestandes oder der
Gültigkeit einer Relation darstellt. So nach UEBERWEG (Logik, § 67),
J. BERGMANN (Vorles. über Metaphys. 1886, S. 115 ff.), HÖNIGSWALD,
LIPPS (Psychol.2, S. 16; Gr. d. Logik, 1893, S. 17 ff.), J. v. (Viertel-
jahrsschr. f. wissensch. Philos., Bd. 16 u. 23), WINDELBAND (Anerkennung der
Geltung einer Beziehung von Vorstellungsinhalten durch einen „praktischen",
vom Subjekt ausgehenden Akt der „Beurteilung",
1907, S. ff.; Die Philos. im Beginne des 20. Jahrh., 1910, S. 169
RICKERT (Der Gegenstand der 1904, 87 ff.) u. a. Ferner nach
BOLZANO (Wissenschaftslehre I, 1837, § 22, 34), HAGEMANN 1911,
S. 110 f.), MEINONG (Gegenstand des Urteils ist das Seins- oder Soseins-Ob-
jektiv; Über Annahmen, S. 145, 257 ff.; vgl. Annahmen, Objektiv), KREIBIG
(Die intellektuellen Funktionen, 1909, S. 133 ff., 177 ff.) u, a. — Daß das U.
auf das Objektive gerichtet ist, dieses „meint", betonen VOLKELT (Erfahrung u.
Denken, 1886, S. 144, 157 ff., 300 ff.), G. THIELE U. a., ferner BRADLEY, nach
welchem im U. ein Stück der Wirklichkeit begrifflich bestimmt wird (Logic,
1883, I, 1, § 10; I, 2, § 1), (Logic, 1888, I, 72 ff.) u. a., UPHUES
Erkenntniskrit. Logik, 1909), PALA'GYI (Die Logik auf dem Scheidewege, 1903,
S. 163 ff.) u. a. Nach der „Introjektionstheorie" W. JERUSALEMS (vgl.
LOTZE, Mikrokosmus I5, 1896 ff.) besteht die „Urteilsfunktion" in einem
Gliedern, Formen und Objektivieren von Vorstellungskomplexen. Das
U. ist keine Assoziation (gegen ZIEHEN U. a.), sondern ein abschließender
aktiver Vorgang. Im U. wird etwas als Selbständiges, von uns Unabhängiges
hingestellt, als „Kraftzentrum", das nach Analogie unseres eigenen Willens, den
wir in die Dinge hineinlegen, wirksam ist, gedeutet. Das Subjekt ist ein selb-
ständiges Ding, dessen Tätigkeit oder Zustand das Prädikat ausdrückt. Die
Urteilsfunktion ist die sprachlich formulierte „fundamentale Apperzeption" (s. d.)
und die Quelle unserer Denkmittel (Die Urteilsfunktion, 1895, S. 80 ff.; Lehrb.
d. Psychol.4, 1907; Einleit. in d. 1909, 5. A. 1913; Der krit. Idealismus,
S. 55 vgl. Glaube, Wahrheit. — Daß das U. der realen Verbindung der
Dinge entspricht, lehren SCHLEIERMACHER (Dialektik, § 138 ff.), H. RITTER,
TRENDELENBURG (Log. Untersuch. II2, 210 ff.), LOTZE, UEBERWEG U. a.
Als Trennung, Analyse bestimmen das U. SCHELLING, LICHTENFELS,
HEGEL („Diremtion des Begriffs durch sich selbst", Enzyklop., § 166 ff.; Logik
III, 68 ff.), K. ROSENKRANZ, (U. = „Tätigkeit, welche teilend
verbindet und verbindend teilt", Ordnen), (Lehrb. Psychol., S. 534),
WUNDT. Nach ihm ist das U. „Gliederung eines Gedankens in seine Bestand-
teile" zum Zwecke der „Darstellung". Der Inhalt des Urteils ist zuerst als
unbestimmtes Ganzes (Gesamtvorstellung) gegeben und aus diesem scheidet das
Urteil erst Begriffe aus (Grundr. d. Psychol.5, 1902, S. 321; Grdz. d. physiol.
Psychol. 1903, 575 ff.; Logik I2, 1893/95, 155 ff.; System der Philos.
1907); vgl. E. v. HARTMANN, Kategorienlehre, 1896, S. HÖFFDING,
1893, S. 241.
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften