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Handwörterbuch der Philosophie
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728 Voluntarismus. die Phänomene sind, das Treibende in allem Geschehen, in aller Entwicklung. Auch hier sind mehrere Formen des V. zu Der singularistische („monistische") V. nimmt an sich nur einen einheitlichen Willen an, die Vielheit der Dinge und Subjekte ist nur Schein oder Erscheinung; der pluralistische (individualistische) V. lehrt die Existenz einer Mannig- faltigkeit relativ selbständiger Willenszentren oder Willenseinheiten, die sich miteinander zu relativ dauernden Gebilden (die als Körper erscheinen) verbinden und einander beeinflussen. 2. Der antilogistische V. betrachtet den Willen als an sich unbewußtes, irrationales Prinzip, als blindes, zielloses Streben, als bloßen Lebenswillen, für den der, ganz sekundäre, Intellekt nur ein Mittel ist; der logistische oder rationale V. betrachtet den Intellekt als mit dem Willen irgendwie verbunden oder in ihm der Potenz nach enthalten, indem der Wille selbst auf das „Logische" (im weiteren Sinne) gerichtet ist, Ziele er- strebt, Zwecke setzt, deren Zusammenhang eine Vernunftordnung, einen ver- nünftigen Zusammenhang und Prozeß ergibt (vgl. Zweck, Vernunft), ohne daß dieser etwa schon auf einer primitiven Stufe des Daseins zum Bewußtsein kommen müßte. Im Menschen, im Reiche der Geschichte und Kultur (s. d.) er- hebt sich das Streben zum ziel- oder richtungsbewußten Vernunftwillen, um an der zeitlichen Verwirklichung des ewigen, überzeitlichen Gehalts der „Welt- idee", die den Inhalt des göttlichen „Weltwillens" bildet, aktiv mitzuarbeiten. In der Natur (s. d.), sofern darunter eine dem Geiste (s. d.) untergeordnete Daseinsstufe verstanden wird, wirkt der Wille teils triebhaft-impulsiv, teils stabi- lisiert, automatisiert (vgl. Mechanisierung, Panpsychismus, Leben, Idee). Der psychologische V. zeigt sich schon vorgebildet bei den Stoikern (s. Synkatathesis), AUGUSTINUS („voluntas est quippe in in allen Seelenfunktionen steckt der Wille, De civit. Dei XIV, 6; XIX, 6; der Wille ist der Kern des Menschen; vgl. 1. c. VI, 11), JOH. SCOTUS ERIUGENA (De praed. 8, 2: „tota animae natura voluntas est"), U. a. Wie GEBIROL („Avicebron") betrachtet DUNS SCOTUS den göttlichen, freien Willen als Urgrund alles Seins. Der Wille ist der Motor im ganzen Seelenleben und gebietet dem — ihn allerdings erst erleuchtenden — Intellekt („voluntas est superior intellectu", „voluntas est in toto regno animae", „voluntas rans intellectui", aber „nisi praecedente cogitatione in intellectu"; In 1. sent. II, d. 42, 4; IV, d. 4). Nach J. BÖHME ist Gott ein „begehrender Wille der Ewigkeit" (Vierzig Fragen 1). Nach DESCARTES ist unser Urteil (s. d.) vom Willen ahängig. Nach HOBBES hegt im Menschen ein Streben nach Macht (Leviathan XI; vgl. Nietzsche), nach SPINOZA (wie nach den u. a.) in allen Dingen ein nach Erhaltung (s. d.). LEIBNIZ schreibt allen „Monaden" (s. d.) ein Streben (s. d.) zu. CRUSIUS bezeichnet als die „herrschende Kraft in der und als seelische Grundkraft den Willen (Vernunftwahrheiten, § 454). Den „Primat der praktischen Vernunft" lehrt KANT. Nach ihm ist der Wille das „eigentliche Selbst" zur Metaphys. der Sitten, 3. Abschn.) und der gute, sittliche Wille ist das absolut Wertvolle (s. Gut, Sittlichkeit,. Autonomie, Reich der Zwecke). Noch stärker betont diesen Primat Der Wille ist die „Grundwurzel des Ich", der wesentliche Charakter der Vernunft", ja das „absolut schöpferische Prinzip der wahren (WW. IV, 390 f.; VII, 281). Der sittliche Wille, der Wille zur Pflicht (s. d.) ist die Wurzel des Willens zu einer objektiven (s. Ich, Objekt). — In
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Handwörterbuch der Philosophie
Title
Handwörterbuch der Philosophie
Author
Rudolf Eisler
Publisher
ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
Location
Berlin
Date
1913
Language
German
License
CC BY-NC 3.0
Size
12.7 x 21.4 cm
Pages
807
Keywords
Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
Category
Geisteswissenschaften
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