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750 Weisheit —
Weisheit (oocpla, sapientia) ist möglichste Vollkommenheit der ver-
nünftig-zweckvollen Gestaltung des Lebens Ausfluß der Einsicht in den
Sinn und Erkenntnis der Mittel, die zur Erfüllung desselben führen
können. — Als den wahrhaft freien, kraftvollen, sich völlig in der Gewalt
habenden Menschen preisen den Weisen und Tugendhaften die die
Kyniker, die Stoiker (vgl. SENECA, De Providentia 1; CICERO, De officiis),
SPINOZA (S. Affekt), SCHOPENHAUER U. a. — Als eine göttliche Potenz bzw.
als einer der göttlichen „Äonen" (s. d.) erscheint die W. im „Buche der Weisheit"
bzw. bei den Gnostikern (s. d.). — Vgl. Wissen, Philosophie,
philosophie.
ist die Gesamtheit aller wirklichen und möglichen
durch Wechselwirkung verbundenen endlichen Dinge und Vorgänge, die als
solche nicht gegeben, sondern eine „Idee" ist, das „Universum"; im engeren
Sinne ist ein planetarisches System, im engsten die Erde.
theoretisch ist die W. der Inbegriff objektiver, begrifflich fixierter Erscheinungen
(die Außenwelt der Naturwissenschaft), ferner die unmittelbarer Erlebnisse
als solcher („Innenwelt"), endlich der Zusammenhang der „transzendenten
Faktoren", des „An sich" der objektiven Phänomene (s. Objekt, Transzendent);
vgl. J. SCHULTZ, Die drei der Erkenntnistheorie, 1907: 1.
Sinnenwelt; 2. begrifflich konstruierte, mechanische und die psycho-
logische 3. die unmittelbare Erlebniswelt. Nach KANT ist die W. das
„mathematische Ganze aller Erscheinungen und die Totalität ihrer Synthesis",
als solches eine Idee (Krit. d. rein. Vern., S. 348; s. Unendlich, Antinomie).
Als „Kosmos" soll die zuerst PYTHAGORAS bezeichnet haben (Stob.
Eclog. I, 450). Als beseelt fassen die W. auf PLATON, nach
welchem sie ein sichtbarer Gott ein Abbild des Demiurgen
(s. d.) ist 30, 46 c, 92 B; Phaedo, 98 B), die Stoiker (Diog. Laert.
VII, 139 ff.; s. Apokatastasis), welche xb näv (All mit dem leeren Raum) und
xb oXov unterscheiden, (Histor. natural. II, 16), PLOTIN (Ennead. IV,
5, 32) u. a. Nach PHILON ist sie der jüngere Sohn Gottes, nach PLOTIN eine
Emanation (s. d.) der Gottheit. Nach den ist sie durch
Schöpfung (s. d.) entstanden. NICOLAUS CUSANUS bezeichnet die W. als
„Kontraktion" der Gottheit (De docta ignorantia 4). Beseelt ist die W.
nach CAMPANELLA, BRUNO, nach welchem es unzählige gibt, u. a.
Öfter wird von der sinnlichen die übersinnliche (intelligible und intellektuelle,
s. d.) von der himmlischen Äther) die unter-
schieden (ARISTOTELES, Scholastiker, AGRIPPA U. a.).
Betreffs der Stellung der Erde im Universum vgl. Heliozentrisch. Die
Lehre von der Entwicklung der aus einem „elementarischen Grund-
stoff" durch Zusammenballung der Dunstmasse begründet KANT (Allgemeine
Naturgeschichte u. Theorie des Himmels, 1755), später in anderer Weise LA-
PLACE (Exposition du du 1796; „Nebularhypothese"). —
DESCARTES, Le monde, 1664; MAUPERTUIS, Essai de 1750; LAM-
BERT, Briefe, 1761; FONTENELLE, Entretiens sur la
des 1750; OKEN, Über das Universum, 1808; J. E. v. BERGER,
Weltalls I, 1808; HEGEL, WW. (Die endliche W.
„Moment" im absoluten Geist); SCHOPENHAUER, als Wille u.
stellung, 1819 (s. Voluntarismus, Objekt); MAINLÄNDER, Philos. der
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book Handwörterbuch der Philosophie"
Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften