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756 Werttheorie.
der die Existenz setzt, ist ein „Daseinswert". Aus dem Grundwert ergibt sich
System der übrigen reinen Werte. Es gibt: Daseins-, Einheits-, Entwick-
Gotteswerte; Werte des Zusammenhangs, der der
der Weltanschauung. Alle Werte treten als Lebens- oder als Kulturwerte auf
(Philos. der Werte, 1908, S. 8 ff.; The Eternal Values, 1909). — Nach RICKERT
setzen Wille und Tat schon das primäre „Reich der Wertgeltungen" voraus.
Werte sind für uns immer mit Wertungen verbunden, können aber gelten, ohne
daß ein Wertungsakt ausgeübt wird, also absolut. Die Werte sind weder in
den Objekten noch im Subjekt, sondern bilden „ein Reich für sich, das
seits von und liegt". Der „Sinn" der Wertung ist die
„dem wertenden Akte innewohnende Bedeutung für den Wert". Das „dritte
Reich" ist das des Sinnes, welcher vom Werte aus gedeutet wird, „Einheit von
Wert und Wirklichkeit". Die Philosophie ist (wie nach WINDELBAND U. a.)
Wertwissenschaft; die „reine Wertlehre" will zu einem System der Werte ge-
langen. Die „teleologische" Begriffsbildung der Geschichte (s. d.) schließt eine
„Wertbeziehung" (auf die „Kulturwerte") ein (Die Grenzen der naturwissen-
Begriffsbildung, 1896/1902; 2. A. 1913; Kulturwissenschaft u. Natur-
1910; „Logos" I, 1910). Vgl. die Arbeiten von B. CHRISTIANSEN,
E. LASK U. a.; ferner: VON DER PFORDTEN, Konformismus, 1910; CROCE,
„Logos", 1910. Gegen die Wertung als Methode theoretischer Wissenschaft
sind M. WEBER, TÖNNIES, SOMBART U. a.; vgl. auch M. ADLER, u.
1904; Marxist. Probleme, 1913.
Ein ursprüngliches Phänomen ist das Werten nach SIMMEL, nach welchem
es „übersubjektiv" giltige Werte gibt (Philos. des Geldes, 1900, S. 6 ff. ;
Hauptprobleme der Philos., 1910) u. a. Nach F. ist Wert „eine
elementare psychische Erscheinung, die als Maßstab anderer Dinge dient".
Es gibt nur einen streng „absoluten" W.: die Wahrheit (Das Wert-
problem, Zeitschr. für Philos., Bd. 145, 1912). — Vgl. FRIES, System der
Metaphysik, 1824; EUCKEN, Die Einheit des Geisteslebens, S. 372 ff.;
H. MAIER, Psychologie des emotionalen Denkens, 1908, S. 640 ff.;
K. MARX, Das Kapital, 1893 f.; K. MENGER, * Grdz. der Volkswirtschafts-
lehre, I („Grenznutzen"); RITSCHL, Über Werturteile, 1895; M. REISCHLE,
Werturteile u. Glaubensurteile, 1900; W. STRICH, Das Wertproblem in d.
Philos. der Gegenwart, 1909; H. LÜDEMANN, Das Erkennen u. die Werturteile,
1910; H. DE Vos, Werte u. Bewertungen in der Denkevolution, 1909; STAN-
TON, Die Werte des Lebens, 1909; VAIHINGER, Die Philosophie des Als ob,
1911; FRISCHEISEN-KÖHLER, Wissenschaft u. Wirklichkeit, 1912; KAULA, Die
geschichtliche Entwicklung der modernen Werttheorien, 1906; L. BRENTANO,
Die Entwicklung der Wertlehre, 1908; F. C. S. SCHILLER, Humanismus, 1911
(Betonung der Rolle der Wertung in der Erkenntnis); DEWEY, Studies in
Logical Theory, S. 227 ff. (daselbst H. W. STUART); The Prin-
of Individuality and 1911; W. M. URBAN, Valuation, 1908;
S. ALEXANDER, „Mind", N. S. I, 1892; v. WIESER, Urspr. u. Hauptges. der
wirtschaftl. Wertes, 1884; K. MARX, Theorie über den Mehrwert, hrsg.
Kautsky, 1905; B. CHRISTIANSEN, Philos. d. Kunst, 1909 (voluntaristisch). —
Vgl. Humanismus, Pragmatismus, Wahrheit, Zweck, Pessimismus, Norm,
Wissenschaft, Voluntarismus, Kritizismus, Sollen, Gut.
Werttheorie („Timologie", Wertlehre, Wertaxiomatik, „reine
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften