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Wertverschiebung — Wesen. 757
lehre", Wertkritik) ist die Theorie der Prinzipien der (richtigen) Wertung, die
Lehre von der Bemessung, Rangordnung und vom inneren, logischen Zusammen-
hang der Werte (MEINONG, KREIBIG, E. V. HARTMANN, CORNELIUS, GOLD-
SCHEID u. a., LIPPS, RICKERT, MÜNSTERBERG U. vgl. TH. LESSING, Archiv
f. systemat. Philos. XIV, 1908; GARFEIN-GARSKI, Das Wesen der Philosophie,
1909, S. 76). — Vgl. Wert, Philosophie.
besteht darin, daß ein neuer Wert so entdeckt
wird, daß es sich zeigt, daß der Grundwert, bei dem man bisher Halt machte,
Wirkungen oder Konsequenzen von selbständigem Wert mit sich (HÖFF-
DING, Der Gedanke, 1911). Vgl. Heterogonie.
essentia, quidditas, ens) ist: 1. Das Einzelwesen, das
einzelne Ding als Träger von Eigenschaften, das einzelne Subjekt (z. B. Lebe-
wesen, Vernunftwesen); 2. das Wirkliche (s. d.) im Gegensatz zum Schein;
3. die Wesenheit (Essenz) als das, was die „Natur" einer Gattung von Dingen
oder eines einzelnen Dinges konstituiert, die Einheit relativ konstanter Be-
stimmtheiten („wesentlicher Merkmale"), durch welche ein Ding von anderen
begrifflich unterschieden und selbst eindeutig festgelegt wird. Das Wesen
(Wesentliche) einer Sache ist auch dasjenige an ihr, worauf es für bestimmte
theoretisch-praktische Zwecke ankommt, was für diese, für bestimmte Gesichts-
punkte bedeutsam, wichtig ist. Das Wesen der Dinge ist, wissenschaftlich,
der Inbegriff jener Eigenschaften, Relationen und Gesetzlichkeiten, aus welchen
die verwickeiteren und besonderen Vorgänge erklärbar sind. Dieses der
objektiven Erscheinungen wird im Prozeß methodischer Denkarbeit an der Hand
der Erfahrung immer genauer und vollständiger erkannt, hier gibt es keine prin-
zipiellen Grenzen. Das absolute „An sich" der Dinge hingegen ist kein Gegen-
stand positiver Erkenntnis, die es stets mit Relationen endlicher Dinge, mit
Gegenständen mögücher Erfahrung zu tun hat (s. Erscheinung, Ding an sich,
Objekt, Transzendent). „Ins Innere der Natur dringt Beobachtung und Zer-
gliederung der Erscheinungen, und man kann nicht wissen, wie weit dieses
mit der Zeit gehen werde" (KANT).
Daß das Wesen des Dinges (ovola, xb xl „id quod erat esse") im
Begriffe bestimmt wird (6 Xoyog xf)v betont (wie PLATON,
s. Idee) ARISTOTELES (Metaphys. VII 4, 1030 a 6; De partib. animal. IV, 5). —
Die Scholastiker unterscheiden (seit AVICENNA, WILHELM VON AUVERGNE)
zwischen „essentia" (Wesenheit) und In Gott sind beide eins, in
den endlichen Dingen aber entweder real (THOMAS U. a.) oder nur „formal",
bzw. begrifflich (DUNS SCOTUS, SUAREZ, Met. disput. 15, sct. 9, 5; 31, sct.
1 ff.) unterschieden (s. Sein). Das Wesen, die einem Dinge einwohnende Bestimmt-
heit, die ihm sein Sein verleiht, erfaßt der aktive Intellekt (s. d.) durch seine
aus dem Gegebenen heraus. Vgl. HAGEMANN, Meta-
S. 21 ff., 6. A. 1901 (individuelle und spezifische Wesenheit).
Als das Konstituens des Dinges, von dem dessen Eigenschaften abhängen
und ohne das es nicht gedacht werden kann, bestimmen das W. SPINOZA
(Eth. II, def. II), LOCKE, welcher nominales und reales Wesen unterscheidet
(Essay concern. hum. understand. III, K. 3, § 15 ff.), CHR. WOLFF („das-
jenige, darinnen der Grund von dem Übrigen zu finden, was einem Dinge zu-
kommt", Gedanken von Gott . . . I, § 3; das W. ist notwendig, un-
veränderlich, ewig), KANT („Grundbegriff aller notwendigen Merkmale eines
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften