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758 Wesenwille — Widerspruch.
Dinges"; Erscheinung, Ding an sich), FRIES, SIGWART (Logik 258;
4. A. 1911), RIEHL (Der philos. Kritizismus II 2, 25), WUNDT U. a. — Bei
HEGEL ist das eine Kategorie (s. d.) und bedeutet den Begriff als ge-
setzten, das „Sein" als Scheinen in sich selbst, das Das W.
manifestiert sich selbst in der Erscheinung (Enzyklop. § 111 f.). Eine Kategorie
ist das W. auch nach C. H. WEISSE (Grdz. d. Metaphys., 1835, S. 265 ff.).
VgL F. APELT, Metaphysik, 1857.
Als das Gesetz der eines Dinges bestimmt das W. z. B.
LOTZE (Metaphys., 1880, S. 65 ff.), als Gesamtheit möglicher Relationen einer
Sache OSTWALD (Vorles. über 1902, S. 216). — Die Bedingt-
des Wesens durch Interesse, betonen JAMES (Psychol.
II, 333 f.), F. C. S. SCHILLER (Humanismus, 1911; Formal Logic, 1912) u. a.
— Vgl. SCHINDELE, Zur Geschichte der Unterscheidung von Wesenheit und
Dasein in der Scholastik, 1900; STÖCKL, Lehrbuch d. Philos. II8, 1912; Jahr-
buch f. Philos. u. phänomenologische Forschung, hrsg. von E. HUSSERL, I,
1913. Vgl. Substanz, Sein, Merkmal, Absolut, Ding an sich, Idee, Möglich-
keit, Individuation, Ontologie, Metaphysik.
Wesenwille s. Soziologie (TÖNNIES).
(eXeyxog, refutatio) beruht logisch auf der Dar-
legung der Unrichtigkeit oder Falschheit einer Behauptung, Annahme,
Schlußfolgerung durch Hinweis auf die Erfahrung, kritische Analyse der Ar-
gumente, Aufzeigung von Denkfehlern, Beweisführung. Vgl. ARISTOTELES,
De sophist. elenchis 1; UEBERWEG, System d. 1882, § 136.
Widerspruch contradictio) ist nicht realer Widerstreit
(s. Gegensatz), sondern etwas Ideelles besteht in der Aufhebung eines
denkend Gesetzten durch eine entgegengesetzte Denksetzung. Setzen wir etwas
als A, so „ist" es A und bleibt A, soll im Denkzusammenhang A bleiben
(s. Identität), es darf also, als A gesetzt, nicht zu Nicht-A werden (A ist nicht
Satz des Widerspruches, „principium contradictionis" oder „Satz von
der doppelten Verneinung", vgl. DRIESCH, Ordnungslehre, 1912, S. 44 ff.).
Der Widerspruch ist etwas Unlogisches, denn logisches Denken (s. d.) will und
setzt einheitlichen Zusammenhang und wird durch Begehung von
aufgehoben. Widerspruchslosigkeit ist daher eine notwendige (apriorische) Be-
dingung alles Denkens, ein Postulat, dem sich alles fügen muß, was über-
haupt Denkinhalt werden kann, also auch gedanklich zu verarbeitende Erfah-
rungsinhalte und das in Erfahrungsurteilen bestimmte „Seiende". Die Beseitigung
von Widersprüchen Aufgabe nicht nur der Logik, sondern auch der
Erkenntnistheorie und Metaphysik (vgl. HERBART, Allgem. Metaphys., 1828/29,
I, 5 ff.; vgl. Metaphysik, Beziehung, Ich, Inhärenz, Ding). Der Wille zum
Einheitszusammenhang fordert Ausmerzung; theoretisch wie auch prak-
tisch, in der geschichtlichen (sozialen, kulturellen) Entwicklung macht sich
dieses Einheitsstreben geltend. In diesem Sinne und als Motiv zur Überwin-
dung von gegensätzlichen Einseitlichkeiten, die das abstrakte, isolierende Partial-
denken mit sich bringt, ist der „Widerspruch" das treibende Moment des
„dialektischen", auf Totalität (s. d.) abzielenden Denk- und Willensprozesses
(s. Dialektik, Negation, Vernunft: HEGEL; vgl. M. ADLER, Marx als
1908, S. 87 f.; Marxist. Probleme, 1913).
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Handwörterbuch der Philosophie
- Title
- Handwörterbuch der Philosophie
- Author
- Rudolf Eisler
- Publisher
- ERNST SIEGFRIED MITTLER UND SOHN
- Location
- Berlin
- Date
- 1913
- Language
- German
- License
- CC BY-NC 3.0
- Size
- 12.7 x 21.4 cm
- Pages
- 807
- Keywords
- Philosophie, Geisteswissenschaften, Objektivismus
- Category
- Geisteswissenschaften