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Tafel XXVIII.
P R O B E N
aus
Wappenbüchern des XV. Jahrhunderts.
Fig. i. Wappen des Heiligen Römisch-Deutschen
Reiches. In Gold ein schwarzer Adler. Der Stech-
helm mit der Krone des römischen Königs gekrönt,
trägt als Kleinod einen flugbereiten ebenso gekrönten,
schwarzen Adler.
Die Decke mit goldenem Futter ist schwarz, mit
gelben Lindenblättern bestreut. (H. 8*4 cm.) Ueber
dem Wappen, das auf einen roten mit weissem Perl-
rahmen versehenen Damastgrund gelegt ist, erscheinen
die goldenen Buchstaben: A EIO V und die Jahres-
zahl 1446. (Die fünf Buchstaben bilden eine Art Rätsel-
Devise König Friedrich's IV. (-{- 1493) und lassen ver-
schiedene Lesungen zu. Z. B. Austriae Est Imperare Orbi
Universo, oder: Aller Ehren Ist Oesterreich Voll u. s. w.)
Fig. 6. (12 cm hoch.)
Unsere Abbildung ist der im Besitze der k. u. k.
Haus-, Hof- und Staatsarchives zu Wien befindlichen
»Handregistratur« König Friedrichs IV. (Pergament-
Codex, 27-5 cm B., 36-5 cm H.) entnommen, welcher
Codex vier prachtvolle, blattgrosse Wappenmalereien
aufweist.
Fig. 2. Auffenstain (Aufenstein, ein ursprünglich
tyrolisches Geschlecht, später in Kärnten reich begütert).
In Gelb auf schwarzem Steine stehend ein gelbbewehrter,
naturfarbener Auf (Eule). Der Stechhelm mit schwarz-
gelber Decke trägt als Kleinod einen gelben, breit-
krempigen Hut mit zwei gelben Quasten. Auf dem Hute
sitzt der Auf des Schildes. (10 cm hoch.)
Fig. 3 ist ein namenloses Wappen, das aber durch
sein originelles Kleinod und die Zeichnung der Decke
nicht uninteressant sein dürfte. (12 cm hoch.)
Fig. 4. Pommern (?). In Weiss ein gelbbewehrter,
roter Greif. Der gekrönte Stechhelm mit weiss-roter
Decke trägt als Kleinod einen mit gelben Lindenblättern
bestreuten, schwarzen Flug. (19*8 cm hoch.)
Fig. 2 — 4 sind dem, im Besitze des k. u. k. Haus-,
Hof- und Staatsarchives zu Wien befindlichen »Oester- reichischen Wappenbuche« (auch »Wappenbuch für die
österreichischen Herzoge« genannt) entnommen, welcher
Pergamentcodex (50 cm IL, 33 cm B.) die Jahreszahl
1445 auf dem ersten Blatte trägt.
Die Mehrzahl der ziemlich flott entworfenen Wappen
sind Phantasiewappen, fabelhaften Landesherren Oester-
reichs aus der Urzeit zugewiesen (vergleiche Tafel
XXXIII). Es findet sich unter ihnen trotz der skizzen-
haften Behandlung der Zeichnung manches heraldisch
Beachtenswerte, man sehe z. B. die Figuren 6 und 7,
namentlich die schöne Stilisierung des Eichenkranzes
im klcinodlosen Wappen.
Fig. 5. lihr: dm ' petri ' de ' Crazvar alias • de'
Straznycz. (Krawar, später nach dem Besitze Tworkov,
Tworkovsky sich nennend, ein mährisches Geschlecht.)
In Rot eine silberne Pfeilspitze mit silbernem, abflattern-
dem Tuche umbunden. Der silberne Stechhelm mit
roter, hermelingefütterter Decke trägt als Kleinod einen
aussen schwarzen, innen goldenen Flug, die Flügel-
knochen an der Aussenseite mit goldenen Lindenblättern
reihenweise belegt. (53 cm hoch.)
Dieses Wappenbild ist insoferne interessant, als
es über eine Figur Aufschluss giebt, die in einer ganzen
Reihe von Wappen (Wappenfamilie Odrowaz) wieder-
kehrt und irrtümlich als »Oberlipp mit Schnurrbart, be-
steckt mit einem Pfeile« gezeichnet und blasoniert wurde.
(Wappen der Grafen Sedlnitzky u.a.) Nach Prof. Dr. F.
Piekosinski lässt sich diese Wappenfigur auf das uralte
Fahnenbild (Stannize) des polnischen Dynasten-Stammes
der Odrowa/.e zurückführen, gebildet aus zwei scandina-
vischen Runenzeichen: (Siehe näheres bei Tafel LIV.)
Das Wappen ist einer Publikation über die mäh-
rischen Landtafelbücher entnommen. Das 8. Buch der
Olmiitzer Landtafel Quateme vom Jahre 1412 —1416
trägt das hier abgebildete Wappen auf der Vorderseite
des Buchumschlages. Auf den Umschlägen der Land-
tafelbücher erscheinen stets die Wappen der jeweiligen
Oberstlandkämmerer in Farbe; so zeigt das 1. (be-
gonnen 1348), das 2. 3. 4. 7. und 8. Buch das Wappen
Krawar.
Fig. 7. (10 cm hoch.)
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Title
- Heraldischer Atlas
- Subtitle
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Author
- H. G. Ströhl
- Publisher
- Julius Hoffmann
- Location
- Stuttgart
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 22.6 x 33.6 cm
- Pages
- 284
- Keywords
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Category
- Lexika