Page - (00000256) - in Heraldischer Atlas - Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
Image of the Page - (00000256) -
Text of the Page - (00000256) -
Tafel LX.
Heraldik im Kunstgewerbe.
Es giebt wohl kaum einen Zweig des Kunstge-
werbes, in dem nicht auch die Heraldik eine Rolle
spielen würde. In Holz und Stein, in Metall und Eisen,
auf Glas und Porzellan findet sich der altehrwürdige
Wappenschmuck in allen Techniken zur Darstellung
gebracht. Wollte man alles das publizieren, was in
den öffentlichen Museen und Privatsammlungen auf-
gespeichert liegt, es würde die Ausgabe eines bände-
reichen Werkes bean-
spruchen.
Vorliegende Tafel
giebt einige Proben
heraldischer Dekora-
tionen in verschiedenen
Techniken und zu ver-
schiedenen Zwecken.
Fig. i. Seitenwand
des Deckels eines Reli-
quienschreines aus ver-
goldetem Silbermitdem
Leichname des heiligen
Simeon in der Kirche
San Simeone zu Zara
in Dalmatien, über Auf-
trag der Königin Elisa-
beth, GemahlinLudwigs
des Grossen von Ungarn
aus dem Hause Anjou
(1342 — 1382) von dem
Mailänder Meister Fran-
cesco d'Antonio gefer-
tigt und 1380 vollendet.
In dem Giebelfelde er-
scheint das ungarische
Wappen aus jener Zeit:
Schild gespalten; vorne
Altungarn, rückwärts
Frankreich (Anjou). Der
gekrönte Kübelhelm
trägt als Kleinod zwi-
schen zwei Straussen-
federn einen Straussen- „,,.. . .. .
. . riff- 5- Thür ring mit dem
hals, ein Huteisen im (Petrikirche
Schnabel tragend. Die
aussen mit Lilien bestreute Decke ist mit ganzen Feh-
stücken gefüttert. Zu Seiten des Wappens erscheinen
die gekrönten Initialen L und R. (Aus >Decorative
Heraldry« von G. W. Eve, London 1897.)
Fig. 2. Schlussstein im Mittelschiffe der Stifts-
kirche zu Stuttgart, das Wappen von Württemberg von
vier Engeln gehalten, aus dem Ende des XV. Jahr-
hunderts. Der Schild zeigt die drei querliegenden Hirschstangen (schwarz in Gold), der Helm trägt als
Kleinod ein Hüft- oder Hiefhorn (rot mit goldenem
Bande). Näheres über das Wappen siehe »Deutsche
WTappenrolle« S. 76.
Fig- 3- Wappen in Schmiedeisen, bemalt und
teilweise vergoldet (79 cm hoch), von einem Gitter in
Salzburg, Anfang des XVII. Jahrhunderts. (Kgl. Kunst-
gewerbemuseum in Berlin.) Es ist das Wappen des Kar-
dinals und Erzbischofs
von Salzburg, Marcus
Sitticus Grafen von
Hohenems{ Hohenembs),
geb. 1574, gest. 1619,
aus dem bekannten
Vorarlberger Adelsge-
schlechte, das derKirche
einige hohe Kirchen-
fürsten gegeben hatte.
DerSchild ist geteilt und
zeigt oben das Wappen
des Erzstiftes Salz-
burg: von Gold und
Rot gespalten, vorne
ein schwarzer Löwe,
rückwärts eine silberne
Binde. (Siehe Taf. LI
Fig. 6.) Unten das Wap-
pen der Hohenems: in
Blau ein schwarzge-
hörnter, goldener Stein-
bock. (Siehe Taf. V
Fig. 9.) Hinter der
Wappencartouche
kreuzen sich Pedum
und Schwert, letzteres
als Zeichen des souve-
rainen Fürstenstandes
der Erzbischöfe von
Salzburg.
Fig. 4. Buchbeschlag
mitWappenschilden der
... «1 1« , Stadt Nürnberg. (Ger-
Wappen von Mecklenburg. . p v
zu Lübeck.) manisches Nationalmu-
seum zu Nürnberg.)
Siehe die Beschreibung der Wappen bei Taf. XIV. Fig. 10.
Wie man mit ganz einfachen Mitteln, selbst bei
ziemlich roher Behandlung des Materials durch die
Benützung heraldischer Motive doch eine ganz hübsche,
weil sinnreiche Dekoration zu erzielen vermag, be-
weist der Thürring aus Bronze an der Sakristei der
Petrikirche zu Lübeck, gebildet aus der Wappenfigur
Mecklenburgs, dem gekrönten Stierkopf, Fig. 5.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Title
- Heraldischer Atlas
- Subtitle
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Author
- H. G. Ströhl
- Publisher
- Julius Hoffmann
- Location
- Stuttgart
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 22.6 x 33.6 cm
- Pages
- 284
- Keywords
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Category
- Lexika