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Tafel LXI.
Heraldische Stickereien.
(XVI. u. XVII. Jahrhundert.)
Fig. i. Schwedischcs Reichs- und Prätensions-
wappen aus der Zeit König Erich's XIV. (1560 — 1568)
in der kgl. Leibrüstkammer zu Stockholm befindlich.
Der Schild ist durch ein goldenes Kreuz geviert:
1. in Blau drei goldene Kronen (Königreich Schweden).
2. in Blau mit drei silbernen Links-Wellenbalken ein
gekrönter, goldener Löwe (König der Goten). 3. in
Rot ein gekrönter, goldener Löwe mit allen vier Pranken
eine krummstielige, silberne Helmbarte (sogenannten
Olafspeer) haltend (Königreich Norwegen). 4. im gol-
denen, mit roten Herzen bestreuten Felde drei gold-
gekrönte, blaue Löwen (Leoparden) übereinander (König-
reich Dänemark). Im aufgelegten, ovalen Herzschilde
erscheint das Hauswappen der Wasa (von 1523—1654
auf dem schwedischen Thro-
ne): von Blau, Silber und
Rot schrägrechts gespalten,
darüber eine goldene Korn-
garbe oder Faschine.
Fig. 2. Totenschild des
Georg Borzita von Martiniz,
1598, im Domschatze zu
St. Veit in Prag. (H. = 80 cm.)
»GEORG1VS • BORZI-
TA. • DE • MARTINIZ • IN •
SMETZNA • S(acrae) C(ae-
sarae)M(ajestatis)CONSILIA-
RIVS • ET • SVPREMVS •
REGNI. BOHEMIAE • CAN-
CELLAR(i)VS.« —
In Rot zwei einwärts ge-
bogene, entwurzelte, lang-
gestielte, silberne Seeblätter.
Der gekrönte Spangenhelm
mit rot-silberner Decke trägt
als Kleinod einen roten Flug,
jeder Flügel mit einem See-
blatte des Schildes belegt. —
Die Martiniz, eines Stam-
mes und Wappens mit den
Kaunitz u. a., gehören dem
böhmischen Uradel an (1261
urkundlich nachweisbar). Sie
waren bereits im Anfange
des XV. Jahrhunderts Herren
auf Smetzna im Prager-
kreise. Borzita v. Martiniz
(f 1479) bekleidete die Wür-
de eines Obersthofmeisters
der Gemahlin des Königs
Georg Podiebrad von Böhmen
und ihm zu Ehren führen
alle Nachkommen den Namen Borzita.
Fig. 3. Totenschild des Christoph Popel, Frei-
herrn von Lobkowitz, 1609, im Domschatze zu St. Veit
in Prag. (H. = 75 cm.)
»CHRISTOPHO(rus) • POPELI(us) • BARO • A •
LOBKO(vitz) • D(omi)N(v)S • IN • PATEK • ET • DI WITZ •
S(acrae) • C(aesarae) • M(ajestatis) RVD(olphi) II • CON-
Sl(larivs) • INTIM(vs) • SVP(re)M(vs) . P(rae)FECT(vs) •
CURI(ae) • R(egiae) • BOH(emiae).« —
Geviert; I und 4: von Rot und Silber geteilt
(Lobkowitz). 2 und 3: in Silber ein schräglinker,
schwarzer Adler (Zerotin). Der gekrönte Spangenhelm
mit rot-silberner Decke trägt als Kleinod einen roten
Federköcher, in den eine weisse Straussfeder gesteckt ist.
Fig. 7. Eggenberg. (XVII. Jahrh.)
(Fig. 2 und 3 sind einer Publikation des kunst-
gewerblichen Museums zu Prag, 1891, entnommen.)
Fig. 4, 5 und 6, die Gestalten des Adlers, Löwen
und Greifes für Kreuzstich eingerichtet, sind den Vor-
lagen im Stick- und Spitzenmusterbuche von Hans
Siebmacher, 1601, nachgebildet. Siebmacher, der be-
rühmte Herausgeber des allbekannten, grossen Wappen-
buches, lebte in Nürnberg und starb 1611. —
Auf dem Textblatte zur Tafel I (Fig. 8) erscheint
ebenfalls eine interessante, heraldische Stickerei ab-
gebildet, auf die hier verwiesen werden möge. —
Zum Schlüsse sei noch eine prachtvolle Reliet-
stickerei eines Wappens (Fig. 7) angefügt, mit der die
seidenen Decken der Maultiere des Fürsten Johann
Christian von Eggenberg ge-
schmückt waren, als Kaiser
Leopold I. im Oktober 1673
seine Vermählung mit seiner
zweiten Gemahlin, Claudia
Felicitas von Tyrol auf dem
Schlosse Eggenberg bei Graz
feierte. (SieheJahrbuch »Ad-
ler« 1881.)
Im Herzschilde erscheint
in Silber eine goldene Krone,
die von drei, im Dreipasse
gegen einander fliegenden,
gekrönten Raben mit ihren
Schnäbeln gehalten wird.
Der Hauptschild ist geviert
und zeigt in 1, in von Rot
und Blau gespaltenem Felde
einen gekrönten, silbernen
Adler (Adelsberg), in 2, in
Silber fünf rote Rosen, 2
1, 2 gestellt (Krumau), in
3, in Rot (?) ein silbernes
Rad (Radkersburg) und in
4, in Blau einen goldenen
Anker (Pettau). Ueber dem
Schilde, der von einer reich-
gebildeten Cartouche um-
schlossen wird, schwebt ein
Fürstenhut. Das Ganze um-
zieht eine hier nicht mit auf-
genommene, breite viereckige
Ornamentbordure.
Die Eggenberg, ein Gra-
zer Bürgergeschlecht, wurden
mehrmals von den Landesfür-
sten ausgezeichnet und 159^
in den Freiherrnstand er-
hoben. Bereits 1467 erhielt Balthasar vom Könige Mat-
thias Corvinus den ungarischen Adel und jenes Wappen mit
den Raben, das oben beschrieben wurde. Dessen Urenkel,
Hans Ulrich wurde 1623 in den Fürstenstand, 1628 zum
Herzoge von Krumau erhoben. Die Wappenfigur des
ersten Feldes, aber ungekrönt, bildet das Wappen von
Adelsberg in Krain, welche Stadt ebenfalls im Besitze
der Eggenberg war. Auch Radkersburg in Steyermark
gehörte diesem Geschlechte, doch findet sich derzeit
ein goldenes Rad im roten Felde als Wappen der
Stadt. Das Wappen der Pettauer, der Anker (eigent-
lich das Wappen der Marschälle von Treun), ist von
den Eggenberg nicht ganz richtig in Form und Farbe
aufgenommen worden, siehe Taf. XXIII, Fig. 3.
Heraldischer Atlas
Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Title
- Heraldischer Atlas
- Subtitle
- Eine Sammlung von heraldischen Musterblättern für Künstler, Gewerbetreibende, sowie für Freunde der Wappenkunde
- Author
- H. G. Ströhl
- Publisher
- Julius Hoffmann
- Location
- Stuttgart
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 22.6 x 33.6 cm
- Pages
- 284
- Keywords
- Heraldik, Heroldskunst, Wappenkunst
- Category
- Lexika