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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX
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Milena bartlová28 einzigen neueren Werk, das auf quellenkritischer Basis eigenständige Ergebnisse erzielte. Es han- delt es sich um zwei Kapitel in dem Buch Iko- noklasmus – Bildersturm von Norbert Schnitzler, wo das Hussitentum jedoch als ein Vorläufer- Phänomen der Reformation des 16. Jahrhunderts dargestellt und mit einem geschichtswissen- schaftlichen Methodenrepertoire, d.h. auf der Grundlage allein von Schriftquellen, untersucht wird.5 Schnitzlers Einordnung des hussitischen Ikonoklasmus in einen Rahmen, der vom Prozeß der Konfessionalisierung und von der Legitimi- tätskrise der sozialen Ordnung im Spätmittelal- ter bestimmt ist, bildet einen wesentlichen und nach wie vor aktuellen Beitrag zum Verständnis des Phänomens. Gleiches gilt, wenn der Verfas- ser hervorhebt, Bildersturm stelle ein offenkun- diges Signum von Häresie in einem generellen Sinn dar, weshalb die Feinde der Hussiten ihn auch als ein zentrales Merkmal der hussitischen Bewegung anführten. Daneben hat Schnitzler der Forschung aber ein weites Feld der Betä- tigung überlassen. Hierauf gilt es nun, die Me thoden der Bildwissenschaft und der „visual studies“ anzuwenden. Darüber hinaus wäre zu wünschen, daß das Hussitentum nicht nur als Vorzeichen späterer Ereignisse gesehen wird, nämlich als ein Vorläuferphänomen der „echten“ Reformation. Statt in der Tradition protestan- tischer Geschichtsschreibung Johannes Huß die Rolle eines „Johannes Prodromos“ (für Luther) zuzuweisen, ist es angebracht, das Hussitentum von einem streng historischen Standpunkt aus zu betrachten und es als eine Erscheinung von eige- nem Wert und eigener Bedeutung zu verstehen. Eine Studie, die es immerhin versucht, aus einem einerseits visuellen, andererseits von protestan- tischer Entelechie unabhängigen Blickwinkel zu argumentieren, ist die auch nach 35 Jahren noch wichtige Bearbeitung unseres Themas in der Dissertation von Horst Bredekamp. Dort wird der hussitische Ikonoklasmus als die dritte – auf den frühchristlichen und den byzantinischen Bildersturm folgende – Erscheinungsform des christlichen Ikonoklasmus behandelt.6 Obwohl von einer zeitgebundenen Überschätzung der methodischen Möglichkeiten des Marxismus geprägt (eine kritische Besprechung aus offen konservativer Sicht liegt vor)7, kommt dem Buch Kunst als Medium sozialer Konflikte eine besonde- re Stellung zu, nämlich die einer genuin kunst- geschichtlichen Einlassung auf das Thema. Folgt man Bredekamp, so steht das christliche Bild im Hussitentum auf dem Höhepunkt jener Mög- lichkeiten, die ihm von Beginn an innewohnten, nämlich eine aktive Rolle im sozialen Drama zu spielen (bei Bredekamp in einem Drama der Klassenkämpfe). So inspirierend Bredekamps gesellschaft- liche Analyse der Bilderstürme in Antike und Mittelalter ist, stellen sich heute doch wieder neue Fragen, auf die mit Hilfe der aktuellen methodischen Ansätze mediävistischer Bildwis- senschaft Antworten zu suchen sind. Mehr als eine mögliche Rolle des Bildes im großen Maß- stab des Gesellschaftsprozesses interessiert uns gegenwärtig der, wenn man so will, nahsichtige Blick: Wie wurde die Funktion des Bildes von den Zeitgenossen verstanden, wie identifizier- ten sie den Anteil des Bildes an der rationalen und emotionalen Erkenntnis, in welchem Sin- ne war es für sie ein Kommunikationsmedium, 5 N. Schnitzler, Ikonoklasmus – Bildersturm. Theologischer Bilderstreit und ikonoklastisches Handeln während des 15. und 16. Jahrhunderts, München 1996. Vgl. ders., „Faules Holz – Toter Stein“: Thesen zum Bilderkult des Mittelalters aus ikonoklastischer Perspektive, in: G. Jaritz (Hrsg.), Pictura quasi fictura. Die Rolle des Bildes in der Erforschung von Alltag und Sachkultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Wien 1996, S. 175–190. 6 H. Bredekamp, Kunst als Medium sozialer Konflikte. Bilderkämpfe von der Spätantike bis zur Hussitenrevolution, Frankfurt am Main 1975. 7 P. Schreiner, Rezension von: Bredekamp, Kunst als Medium (zit. Anm. 6), in: Zeitschrift für Kunstgeschichte 39, 1976, S. 239–244.
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume
LIX
Editor
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German, English
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Size
19.0 x 26.2 cm
Pages
280
Keywords
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Category
Kunst und Kultur
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