Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX
Page - 82 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 82 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX

Image of the Page - 82 -

Image of the Page - 82 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX

Text of the Page - 82 -

eCKHARD lEUSCHNER82 Lazarus ist unverkennbar ein „älterer Bruder“ des im Frankfurter Bild an gleicher Stelle sitzenden Mannes.53 Giordano hat im Frankfurter Bild Elemente aus Perrets Stich und Cortonas Florentiner De- ckenfresko verwendet – schon die flatternden Gewänder der Minerva und ihr auffälliger Busen, der dem von der Milchzufuhr abgeschnittenen Jüngling so pointiert genähert ist, weisen auf letzteren. Der Neapolitaner Maler hat offenkun- dig darauf gesetzt, daß das allegorische Schema der „Versuchungen der Jugend“ bei den Betrach- tern seiner Zielgruppe inzwischen eine gewisse Bekanntheit hatte, nämlich (ganz im Sinne der Inschrift des zu Anfang besprochenen Gemäldes von van Veen) als „Typus“ präsent war.54 Gleich- wohl gibt es im Bild Giordanos weder eine kla- re Aussicht auf den Sieg der Tugend noch eine deutliche Unterteilung in „Tugend“ und „Las- ter“; es fehlt sogar ein Tugendtempel. Venus hat eindeutig die höchste Position im Bild inne, und die mit ihrem Schild die Milch der Liebesgöttin abfangende Minerva ist im wilden Getümmel erst bei genauerem Hinschauen auszumachen. In diesem Gemälde, so ist zu konstatieren, geht es nicht ausschließlich um die erfolgreiche Vermittlung einer eindeutigen „Moral“ im Sin- ne der genannten älteren, vielen damaligen Be- trachtern wohl bekannten Bildbeispiele, sondern mindestens ebenso sehr um die virtuose künst- von Giordanos Dives et Lazarus dürfte von niederländischen Stichen wie demjenigen des Crispijn de Passe nach Maerten de Vos angeregt worden sein (Hollstein Dutch and Flemish Engravers, Bd. XV, S. 141, Nr. 118). 53 Auch in Giordanos „Weihe der Kirche von Montecassino (1071)“, der heute im Museo di Capodimonte aufbewahr- ten Vorstudie für das zerstörte Fresko der Klosterkirche, ist im Vordergrund, zwischen dem Volk, die Gestalt eines sitzenden, halbbekleideten Mannes zu sehen – offenbar seinerseits eine Allegorie der schutzbedürftigen Armut; vgl. Ferrari/Scavizzi (zit. Anm. 48), Kat. Nr. A 257. 54 Vgl. neben den oben schon genannten Beispielen auch entsprechende „Versuchungs-” Allegorien von Pietro Liberi: U. Ruggeri, Pietro e Marco Liberi. Pittori nella Venezia del Seicento, Rimini 1996, Kat. Nr. P76, S. 148 (Galleria della Fondazione Querini Stampalia, Venedig; dort ausgestellt als „L’uomo precipitato dai vizi”) und Kat. Nr. P69, S. 145 (Privatbesitz). 13: Werkstatt (?) des Luca Giordano, Der reiche Mann und der arme Lazarus, Gemälde, unbe- kannter Besitz
back to the  book Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX"
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume
LIX
Editor
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German, English
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Size
19.0 x 26.2 cm
Pages
280
Keywords
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte