Page - 116 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX
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Werner
Telesko116
fahl, daß bei Abhaltung der Exequien anläßlich
des Todesfalls Franz Stephans […] keine Trauer
Gerüste errichtet werden sollen. […].56 Die Reali-
tät war freilich eine andere: Das für die Exequien
zwischen dem 2. und 4. September 1765 in der
Augustinerkirche aufgerichtete Castrum dolo-
ris für Franz Stephan, angefertigt von Nikolaus Pacassi, wurde als prächtiges Castro Doloris57 ge-
rühmt. Das Trauergerüst hatte somit zur Zeit
Franz Stephans noch nicht ausgedient. Es dien-
te in wesentlichem Maße dazu, gleichsam eine
Brücke zwischen der liturgischen Feier und der
weltlichen-repräsentativen Facette der Exequi-
en herzustellen.58 Zum erwähnten Castrum do-
loris für Franz Stephan in der Wiener Augusti-
nerkirche bemerkt das „Wiener Diarium“ im
„Samstags-Anhang“ am 7. September 1765 (Nr.
72) folgendes: [...] In Mitten der grossen Piramide
ober dem Sarg schwebte ein Genius mit Sr. Majestät
56 Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Hofarchiv, Hofakten des Ministeriums des In-
nern, Karton 7 (olim I C 4), Faszikel 1765/1766. – M. Hengerer, The Funerals of the Habsburg Emperors in
the Eighteenth Century, in: M. Schaich (Hrsg.), Monarchy and Religion. The Transformation of Royal Culture
in Eighteenth-Century Europe (Studies of the German Historical Institute London), London/Oxford 2007, S.
367–394, hier S. 387. – M. Kneidinger/P. Dittinger, Hoftrauer am Kaiserhof 1652 bis 1800, in: I. Pangerl/M.
Scheutz/T. Winkelbauer (Hrsg.), Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652–1800). Eine An-
näherung (Forschungen zur Landesgeschichte von Niederösterreich, 31 = Forschungen und Beiträge zur Wiener
Stadtgeschichte, 47), Innsbruck/Wien/Bozen 2007, S. 529–572, hier S. 543–547. – R. Zedinger, Franz Stephan von
Lothringen (1708–1765). Monarch, Manager, Mäzen (Schriftenreihe der Österreichischen Gesellschaft zur Erfor-
schung des 18. Jahrhunderts, 13), Wien/Köln/Weimar 2008, S. 289–295.
57 Wien, Österreichisches Staatsarchiv, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Zeremonialprotokolle, 30, 1765, fol. 174v/175r
sowie 203v, 211v und 216v. – C. Wolfsgruber OSB, Die Hofkirche zu S. Augustin in Wien, Augsburg 1888, S.
88. – W. Stangl, Tod und Trauer bei den österreichischen Habsburgern 1740–1780 dargestellt im Spiegel des Hof-
zeremoniells, phil. Diss., Wien 2001, S. 332. – L. Popelka, Castrum doloris oder „Trauriger Schauplatz“. Untersu-
chungen zu Entstehung und Wesen ephemerer Architektur (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Veröf-
fentlichungen der Kommission für Kunstgeschichte, 2), Wien 1994, S. 129. – Wien, Österreichisches Staatsarchiv,
Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Zeremonialprotokolle, 30, 1765, fol. 257r (Schema für die Exequien in der Wiener
Augustinerkirche).
58 Die These, der Prunksarkophag Molls würde die traditionellen Trauergerüste ersetzen, wurde von Beelitz, Grabmal
(zit. Anm. 6), S. 55–61, vertreten.
13: Kupferstich nach einer Medaille von Philipp Heinrich
Müller mit den einander zugewendeten Profilköpfen von
Kaiser Joseph I. und Amalie Wilhelmine, 1699 14: Silbermedaille aus Kremnitz von Matthäus Donner,
1751, in: Schau- und Denkmünzen, welche unter der
glorwürdigen Regierung der Kaiserinn Königinn Maria
Theresia geprägt worden sind, Wien 1782, Nr. 105
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
- Volume
- LIX
- Editor
- Bundesdenkmalamt Wien
- Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German, English
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78674-0
- Size
- 19.0 x 26.2 cm
- Pages
- 280
- Keywords
- research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
- Category
- Kunst und Kultur