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Kunst und Kultur
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX
Page - 138 -
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walter jürgen Hofmann138 das Tor zur Ikonologie Pommersfeldens auf- zuschließen. Gerade darum kann die Präsenz der Grazien in der überwölbenden Mitte des Schlosses verschwiegen werden. Nichts indes vermag, sie selbst der Betrachtung zu entziehen, und darum begegnen dem Blick in die Höhe ihre fliegenden Gestalten im Himmel ihres Deckengemäldes, das nur ihnen vorbehalten ist und wo sie sich ihres einträchtigen Reigens erfreuen. v Die allegorische Lektüre ist noch nicht am Ende. Noch kennt der Text des Dotationsdekrets Pas- sagen, die Bedeutungsbezügen affin sind, und deren Auslegung erst ansteht. Laut publiker Ver- sion erhielt Lothar Franz die Belohnung, weil er durch seine hochvernünftige direction die Kai- serwahl zu dem erfolgten glückhlichen ausschlag ruhmwürdigst befördert hat. Eine glückhafte Fügung ähnlicher Art wird im Alkovenkabinett von Schloß Pommersfelden programmatisch. Ein gantz vergulder Plat-Fond – die Aura dessen, was in seiner Mitte sich zuträgt – umstrahlt ein Deckenbild, worinnen das Glück der Weißheit erlaubet / in das überflußhorn nach belieben zu greiffen.47 In der Dotation sind die Gaben, die der Weisheit durch (das) Glück zufielen, zu Geld geworden. Das ist die Allegorie jenes glückhlichen ausschlags, den das Dekret so vordergründig für sich reklamiert, obwohl ihn erst die „Weisheit“ der Hintergrundgespräche brachte. Derjenige aber, der solche Geheimvorhaben zu einem ge- glückten Ende führte, hieß Merkur. Nach baro- ckem Verständnis fungierte er als verläßlichster Glücksbringer, so daß er zur Allegorisierung ei- nes glückhlichen ausschlags jederzeit herbeizitiert und personifiziert werden konnte.48 Zu diesem „Mercurius felix“ hatte Lothar Franz ein sehr spezielles Verhältnis. Bei derglei- chen Angelegenheiten kehrte sich das versatile Wesen des Götterboten ins Ambiguine. Sein Wirken verlief im Takt von Leistung und Gegen- leistung, da er, sobald das Zugesagte dem Emp- fänger ausgehändigt war, sofort den Gegenwert wieder einforderte. Für den Hauptgiebel seiner Neuen Residenz in Bamberg wies Lothar Franz im Sommer 1700 an, den obersten Platz im Kreis der Planetengottheiten ausgerechnet einem noch fliegenden Merkur einzuräumen: Dort kündet er von mannigfachen, oft finanziellen Vergünstigungen auf Kosten des Kurfürsten.49 In Pommers felden ist Merkur dabei, auf dem obersten Punkt der Ehrenhoffassade zu landen:50 (Abb. 4) Diesmal hat er die Dotation des Kaisers zum Schloßbau herangeschafft. In Hinblick auf litische Ikonologie des Barock, Weißenhorn 2002, Textband, S. 228. Eine solche Vorstellung findet weder in Aufbau und Gliederung des Vestibüls noch in seiner Bildausstattung eine Bestätigung und ist so ungenau wie schon der Ti- tel von Stephans Buch, der ein nicht korrekt wiedergegebenes Zitat aus einem Exposé Friedrich Karls benutzt. Die Belohnungsszene spielt sich bereits oberhalb des dôme percé ab, der keine Deckenöffnung, sondern eine besondere, konstruktiv und architektonisch ausgewiesene Bauanlage ist. Und nicht die Grazien erwarten Herkules, sondern die Tugenden in ihrer Versammlung darunter. 47 Byss, Kat. (zit. Anm. 32), „ Die Plat-Fonds“; gemalt von Byß (Mayer, Johann Rudolf Bys (zit. Anm. 45, Abb. 94). 48 Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 138. 49 Q 65 vom 21. August und Q 66 vom 11. September 1700. Für seine Bischofskandidaturen 1693 in Bamberg, 1694 in Mainz und für seine erfolglose Bewerbung in Würzburg 1699 hatte Lothar Franz die enorme Summe von 160.000 Gulden aufgewandt (A. Schröcker, Die Privatfinanzen des Lothar Franz von Schönborn, in: Geschichtliche Lan- deskunde, Bd. 21, 1980, S. 192–229, hier S. 195). 50 Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 143–144.
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Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume
LIX
Editor
Bundesdenkmalamt Wien
Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2011
Language
German, English
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78674-0
Size
19.0 x 26.2 cm
Pages
280
Keywords
research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
Category
Kunst und Kultur
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