Page - 145 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX
Image of the Page - 145 -
Text of the Page - 145 -
Schriftquelle, allegorische Lektüre und schloss Pommersfelden 145
legt, erweckt den Eindruck, daß er diesen Hort
aus verschwiegenen, nur ihm bekannten Kanälen
von weit herholte, um die Heraufkunft einer neu-
en Glücksära zu befördern, die mit der Herrschaft
eines neuen Kaisers im Reich angebrochen ist.
Dokumentarisch greifbar wird die Auffas-
sung, daß zur Errichtung eines Schlosses ein gro- ßer Schatz vonnöten sei, der durch einen glückh-
lichen ausschlag zur rechten Zeit sich einstellt, erst
am Bauvorhaben der Würzburger Residenz. In
redseligen Briefen schwärmt Lothar Franz von
den unglaublichen Geldbeträgen, die sein Neffe
Johann Philipp Franz, nachdem er Fürstbischof
von Würzburg geworden war, seit dem Jahr 1719
7: Theodor van Thulden (?),
„Wie Mercurius die goldene Zeit ins Land bringet“, Pommersfelden, Kunstsammlungen
70 Diese Einsicht lenkt die Aufmerksamkeit darauf, daß Pommersfelden auch als „Goldschloß“ aufgefaßt werden kann.
Die hesperidischen Goldäpfel stimmen zu einer solchen Deutung genauso wie das Goldschiff mit dem goldenen
Stier Jupiters, das Europa an die nördlichen Gestade brachte, oder wie das vergoldete Porträtmedaillon von Lothar
Franz in der Grotte, die dadurch zum „curieusen“ Schaustück des „schönen Borns“ wird, und wie ganz zentral die
goldbronzierte Büste des Kurfürsten über dem Portal zum Hauptsaal. Den Bezug zum Glück stellt der „gantz ver-
gulder Plat-Fond“ des Alkovenkabinetts her, wohingegen das Gold sich ins raumerfüllende Gelb der Sonnenfarbe
wandelt, die vom Lichtgestirn in der Mitte des Deckenhimmels ober der Treppe ausstrahlt und die Lichtfarbigkeit
des Treppenhauses dominiert. Dazu kommt die viele Goldmalerei, doch gehören dazu noch die Goldmünzen, aus
denen die Allegorie der Concordia und die Doppelallegorie von Fortitudo und Constantia im Vestibül paraphrasiert
wurden (Hofmann, In campis pomeranicis (zit. Anm. 4), S. 132). Freilich sind das nur ganz kursorische Hinweise.
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
- Volume
- LIX
- Editor
- Bundesdenkmalamt Wien
- Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German, English
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78674-0
- Size
- 19.0 x 26.2 cm
- Pages
- 280
- Keywords
- research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
- Category
- Kunst und Kultur