Page - 183 - in Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte, Volume LIX
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der guten Mutter ... dem besten Vater 183
Abbildungsnachweis: Abb. 12, 16: Wien, Österreichische Nationalbibliothek. – die übrigen Abb: Wien, Österreichi-
sche Nationalbibliothek, Fotos der Verfasserin.
Individuums wie Ferdinand erheblich zu berei-
chern. In wenigen Jahren bezeugen sie eine ra-
sante Entwicklung, aber auch das Ringen um die
Anerkennung seines Vaters und die Dankbarkeit
gegenüber seiner Stiefmutter.
Ein Großteil der Geschenke ist zeichnerisch
gerahmt. Parallele Linien imitieren ein Pass-
partout und erhöhen den Status der Zeichnun-
gen. Besonders beliebt war eine flächige Rah-
mung in einem weichen Beige und einem grellen
Rosa, das besonders bei den kolorierten Gra-
phiken Verwendung fand. Es diente zum einen
dazu, die meist englischen Bildunterschriften zu
verdecken, zum anderen führte es zu einer Ver-
einheitlichung der Geschenke. Diese auffällige
Rahmung in Rosa wurde ausschließlich bei den
Kindern von Franz I. angewandt.
Zu Zeit von Kaiser Franz Josef bestätigen die
Zeichnungen das in der Forschung hinreichend
bekannte Bild der zerrissenen Familie. Nicht
ohne Grund haben sich nur Geschenke für den
Vater erhalten, keine für Elisabeth. Die Zeich-
nungen genehmigen einen Blick in den privaten,
intimen, familiären Bereich der Habsburger. Das
ist für die historische Forschung ein seit dem spä-
ten 19. Jahrhundert gemiedenes Gebiet. Doch
allmählich erwacht die Neugierde an diesem Thema, zumal die Verquickung von „Privat“ und
„Öffentlich“ gerade in den Herrscherhäusern so
untrennbar ist, daß man die Ausblendung des
innerfamiliären Lebens nicht rechtfertigen kann.
Nun gilt es, bisher ungenutztes Quellenmaterial
zu heben und lesbar zu machen. Von den Kin-
derzeichnungen ist hier nur ein kleiner Teil zu ei-
ner thematisch sinnvollen Gruppe, den Geschen-
ken, zusammengestellt und besprochen worden.
Doch bietet das Material noch viele Möglich-
keiten – seien es Fragen nach den Vorlagen und
Lehrbüchern, seien es Fragen nach geschlechts-
spezifischen Unterschieden bei Ausbildung und
Weiterführen der dilettantischen Tätigkeit, sei es
die Analyse der wenigen freien Zeichnungen, wie
sie sich vereinzelt neben jenen von Rudolf auch
aus früheren Generationen erhalten haben.
Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
Volume LIX
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte
- Volume
- LIX
- Editor
- Bundesdenkmalamt Wien
- Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2011
- Language
- German, English
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-78674-0
- Size
- 19.0 x 26.2 cm
- Pages
- 280
- Keywords
- research, baroque art, methodology, modern art, medieval art, historiography, Baraock, Methodolgiem, Kunst, Wien
- Category
- Kunst und Kultur