Page - 12 - in Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
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Auch die aus dem 15. Jahrhundert überlieferte historische Legende „Die weiße Frau von
Rosenberg“ ist mit der ersten Kapelle in Verbindung zu bringen, zumal Katharina von
Rosenberg (erwähnt 1419 bis 1459) ab ihrem Tode als „weiße Frau“ im Hagen in
Erscheinung getreten sein soll. Es hieß, die Meierin habe sie dort einmal in der Kapelle
kniend überrascht. Als sie die weiße Frau ansprach, habe sich diese erhoben und sei durch das
geschlossene Fenster entschwebt. 27
Ein weiterer erhaltener Hinweis auf kirchliche Tätigkeit und Nutzung stellt eine Abschriftseite
aus der Handschrift „Das vierth N.-B. Copialbuech der capelln im hackhen bey lyntz“ dar,
welche die Jahre 1482 bis 1494 umfasst (s.o). 28
Vor allem bei den größeren Adelsgeschlechtern war es üblich, Kapellen in ihren Schlössern,
Landgütern etc zu errichten. Diese wurden teils von Pfarreien aus pastoriert, oder von
gestifteten Kaplänen betreut, teils waren sie pfarrlich exemt, in erster Linie für die Herrschaft
und deren Untertanen zuständig. Letzteres war offenbar im Hagen der Fall, zumal in den
Herrschafts-Chroniken immer wieder ein sogenannter „Brueder“ erwähnt wurde. Dieser
Berufsstand scheint bereits in den früh angesetzten historischen Legenden,29 dann ua 1493
auf.30
Dadurch, dass meist das Laienelement im Vordergrund stand, wurden die Adelskapellen
später oft zu Zentren für die Verbreitung des Luthertums, wie dies ua unter Barbara Bischoff
für die Herrschaft Hagen belegt ist.31
Beide Kapellen im Hagen waren sogenannte Johannes-Kapellen, gewidmet Johannes dem
Täufer.32 Johanneskirchen liegen meist im Altsiedelland, gehören zu den ältesten Kirchen,
lassen Zusammenhänge mit heidnischen Glaubensvorstellungen erahnen und galten als
Taufkirchen-/-kapellen (s.o). Viele entstanden im 12. Jahrhundert in Rodungsgebieten,
Einöden usw. Johannes wurde ua als Heiliger des Waldes und Holzes verehrt. Auch Gut
Hagen war vormals in einem Rodungsgebiet errichtet worden und das Fest der Sonnenwende
galt Jahrhunderte lang als das Fest des Hagen.33
Dr. Wacha memorierte eine in das 18. Jahrhundert einzuordnende Prozessionsstange im
Hagen, welche eine ca. 40-50cm große Statue des Hl. Johannes mit Lamm aufwies. Es sei
üblich gewesen, am Festtag des Kirchenpatrons eine Prozession abzuhalten, dabei eine
Prozessionsstange mit der kleinen geschnitzten Statue des betreffenden Heiligen
vorzutragen.34
Auch Felix Litzlbauer, vormals Bewohner des ehemaligen Meierhofes beim Schloss Hagen,
erinnerte sich an „Sonnwendfeiern mit Prozessions-artigem Umgang“ und einer
Johannesstatue auf der Stange, welch erstere ein Lamm auf der Schulter trug.35
27 Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 31.
28 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 7. Neumann erwähnt für das 15. Jh 54 Schlosskapellen im Land odE:
Neumann, Steyr, 8.
29 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 7, 9, 11, 14, 17, 20. Schäffer, Merkwürdiges aus dem Hagen/Linz, 8,
18, 30, 40, 41, 42, 45. Schäffer, Schloß Hagen bei Linz, 152, 161, 166, 168.
30 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, fol. 7, dat. 1. Juli 1493, im „vierten N. B und Copialbuech der capelln im
hackhen bey lyntz“.
31 Zinnhobler, Passauer Bistumsmatrikeln, I, 75. OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 9.
32 Reder, PI 3. Februar 1999.
33 AK Romanische Kunst, 292 f. Schlöderer, PI 11. September 2009.
34 Wacha, PI 10. Dezember 2008.
35 Litzlbauer, PI März 2005. Etliche sprangen zur „Taufe“ in den Teich.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Title
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Authors
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag Schäffer
- Location
- Linz
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 82
- Keywords
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Categories
- Geschichte Chroniken