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* ein Ablassbrief (vermutlich vor-reformatorisch oder noch frĂĽher; s.u.).48
Zunächst sei der Begriff Ablass erläutert:
Er bezeichnet einen von der Kirche geregelten Gnadenakt, mittels welchem angeblich
zeitliche Sündenstrafen gemindert (dh die Bußzeit im „Fegefeuer“ verkürzt) oder erlassen
werden könnten, nicht aber die Sünden selbst.49 1328 erreichten zB die Brüder Wallsee die
Verleihung eines Ablasses für die Spitalskirche zu Waldsee. Es wäre denkbar, dass sie (früher
oder später) auch einen für die Kapelle ihres Gutes Hagen einholten. Der im Hagen jedenfalls
noch in den 1950-er Jahren vorhanden gewesene alte Ablass- oder Indulgenzbrief, ist leider
in unbekanntem Privatbesitz verschollen.50 Dieser Ablassbrief wird noch im Pfeffer´schen
Inventar des Schlosses Hagen von 1767 angefĂĽhrt. 51
Laut Kirchenhistoriker Dr. Helmut Wagner, datierte der Indulgenzbrief als sehr
wahrscheinlich in die Epoche der vermehrten Ablassvergabe, der Zeit vor der Reformation. 52
Unter diesem Aspekt kämen Bernhard Hohenfurter bzw schon Vorbesitzer wie die Herren
von Wallsee oder Schaunberg als Ablass-Empfänger in Frage [ - man mag hier ua der
Ablässe gedenken, welche zB die Kirche Sindelburg erhalten hatte, als deren frühe
Patronatsherren die Sunelburger, Zakkinger-Sumerauer, und Wallseer aufschienen, deren (der
letzteren) Lehenträger die Hohenfurter waren].53
Um 1620 betraten, nach einer evangelischen „Interimsphase“, mit Jobst Thomas und Hanns
Adam Schmidtauer in der katholischen Kirche aufscheinende Herrschaftsbesitzer (aus einem
evangelischen Elternhaus, vermutlich zum Katholizismus konvertiert) den Hagen. Die Kinder
des Besitznachfolgers Christoph Ernst von Schallenberg wurden katholisch getauft, seine
Gattin Christina, geb. Schifer, aber hing der Lehre Luthers an, ging als Exulantin nach
Regensburg, wo sie auch verstarb und begraben wurde.54 Erst Ferdinand Carl von Cronpichl,
Johann Ferdinand von Salburg seine unverheiratete Tochter Maria Josefa von Salburg, die
Familien Clam und Starhemberg zeigten wieder streng katholische Gesinnung.55
Bedauerlicherweise konnte weder im Diözesanarchiv Linz, noch in den kontaktierten
Archiven von MĂĽnchen, Passau und Bad Waldsee/D ein Hinweis auf den Ablass im Hagen
und seine Datierung entdeckt werden.56
47 Schlossmuseum Linz, (Sammlung SteinbĂĽchler); eines Silber mit Holzkern, oberital., Friaul, eines Metall
vergoldet mit Kugeln an den Kreuzarmen, Verona. Die Wallseer hatten im SĂĽden, so auch in Tibein/Duino,
große Besitzungen, was die Herkunft südlicher Exponate im Hagen erklären könnte. Fr. Hirschfeld, PI 6. Februar
2001, sprach von zwei oder drei Vortragekreuzen, erinnerte sich speziell an eines mit „Kugelenden“, die
RĂĽckseite zeigte an den Kreuzbalken die Evangelisten und ihre Attribute; ebenso bei einem zweiten (vormals
Sakristei Hagen).
48 Reder, Hirschfeld, Rezac, PI.
49 Vgl zu Ablass: AK Friesach, II/197.
50 Info bzgl Ablassbrief in der Schlosskapelle Hagen: Reder, Hirschfeld, Rezac, PI. Schäffer, Quellensammlung
GHft Hagen, Bd II. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I, II.
51 OÖLA, Archiv Starhemberg, Bestand Riedegg, Familienarchiv, Sch. 132/8, dat. 21. Jänner 1767,
„Inventarium Das bey dem Hochgräflich Starhembergischen Landguth Haagn an Mobilien und Effekten
Vorfindig“, gezeichnet von Franz Anton Pfeffer, Pfleger.
52 Wagner, PI 12. September 2009. Frau Hirschfeld erinnerte sich an zwei Monstranzen mit dafĂĽr typischem
Mittelteil. Hirschfeld, 11. November 2001 (laut Erläuterung Anton Bretterbauers).
53 Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I, Wallsee: Die Hohenfurter waren Lehenträger/ Schaffer der Wallseer,
hatten auch Hagen von diesen zu Lehen; Bernhard H. erreichte 1528 von Kaiser Ferdinand I. die Allodifizierung
(Erhebung zum Eigen- oder Freigut). Vgl Plesser, Sindelburg-Wallsee, 154 f/2f, 155/3. Schäffer, Sindelburg.
54 Ihr Epitaph befindet sich heute in der Regensburger Minoritenkirche, welche in ein Museum umgewandelt
wurde. Schäffer, Quellensammlung GHft Hagen, Bd II. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd II.
55 Schäffer, Quellensammlung GHft Hagen, Bd I/1,2, Bd II. Schäffer, GHft Hagen/Inhaber, Bd I, II.
56 Diözesanarchiv Linz, Dr. Ebner Johannes, Dr. Würthinger Monika; HStArch München, Dr. Walter Monika
von, PI 5. Mai 2010 (Hauptstaatsarchiv München). Bischöfl. Ordinariat Passau, Dr. Wurster Herbert, PI 30.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Title
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Authors
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag Schäffer
- Location
- Linz
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 82
- Keywords
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Categories
- Geschichte Chroniken