Page - 19 - in Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
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Den FuĂboden der Schlosskapelle beschrieb Burgstaller als hell mit eingelegten
Steinmustern, jenen in der Sakristei als einfacher und einfÀrbig, ohne Muster verlegt. 74
Reder erinnerte sich ebenfalls an einen farblich schön verlegten Steinboden des Hauptraumes,
wĂ€hrend die Taufkapelle, und das daran anschlieĂende Beichtzimmer mit einfachen
Steinplatten (vom Typ Solnhofen) ausgelegt waren. Aufgrund des (einzigen) Tonnengewölbes
im 1. ObergeschoĂ (s. Anhang, Engel-Figuren, S. 59) kann die Lage der Taufkapelle und des
Beichtraumes neben der Schlosskapelle eindeutig belegt werden.75
Die Darstellungen der Malereien und Fresken (laut Wacha aus dem 16. Jahrhundert
stammend)76 sind aufgrund des fĂŒr jedermann unverstĂ€ndlichen âVersĂ€umnissesâ
fotografischer oder skizzenmĂ€Ăiger Dokumentation, bzw fachmĂ€nnischer Beschreibung -
oder aber des wahrscheinlicher erscheinenden âVerlustesâ wegen - nicht mehr eruier-,
beschreib- oder prÀsentierbar. Hofrat Dr. Wibiral, damaliger Beauftragter des
Bundesdenkmalamtes, hat seiner Aussage nach keinerlei Fotos oder Zeichnungen gemacht,
erinnerte sich auch zunÀchst nicht an die Malereien, bzw bei spÀterer, auf Anraten Dr.
Wachas durchgefĂŒhrter, nochmaliger Befragung nur vage an jene im Rittersaal, ohne nĂ€here
Details bezĂŒglich GröĂe, FĂ€rbigkeit und Motivdarstellungen, und nebulos bis gar nicht an
jene der Schlosskapelle. 77 Anders Dr. Georg Wacha, der noch âeine gröĂere Zahl
schönfĂ€rbiger Ritterdarstellungen in Turnier- und Kampfszenen im groĂen Saal, mit Renn-
und Stechzeugâ,78 gleichsam vor sich sah, sie wie die meisten baulichen Gegebenheiten und
AusschmĂŒckungen ins 16. Jahrhundert datierte, sich auch an Fotoaufnahmen erinnerte, die
heute groĂen Quellenwert besĂ€Ăen. Die âvielfĂ€rbige Wappenwand der Kapelleâ
(Rekonstruktion siehe Anhang), versehen mit SchriftbÀndern, habe er Ende der 40-er Jahre
nur beim kurzen Einblick und nicht detailliert betrachten können, sie hÀtte ihn fasziniert und
interessiert. Im Februar 1963 als er dort war und die Wappen mit MuĂe betrachten wollte,
waren sie fast abgekommen, blass, mit zahllosen VerputzabbrĂŒchen, bedingt durch das
bewusst weitgehend abgetragene Dach, jahrelang der Witterung ausgesetzt, waren sie bereits
unkenntlich. Wacha verwies auf Fotoaufnahmen bei HR Wibiral, und riet ferner, eventuell an
das Bundesdenkmalamt in Wien heranzutreten, welchem der damalige
Denkmalschutzbeauftragte gewiss entsprechende Unterlagen und Dokumentationsmaterial der
wertvollsten Objekte zur Abbruchsentscheidung- bzw. -verhinderung vorgelegt haben
musste.79 Aber beide Spuren verliefen im Sand. Auch in Wien war man ratlos, konnte trotz
hilfsbereiter intensiver und umfangreicher Suche in allen in Frage kommenden Abteilungen
des BDA und der Nationalbibliothek keinerlei Fotomaterial betreffend Hagen finden und
schloss die Angelegenheit mit dem Ausdruck âmysteriösâ ab.80
Wacha erinnerte sich nicht mehr genauer an sonstige Malereien.81 Letztere waren gewiss
durch den Abriss des Anbaues (Bombe) beschÀdigt worden.82 Prof. Burgstaller berichtete ua
von Medaillons mit Zierwerk und Malerei ĂŒber den Fenstern.83 Stefanie Hirschfeld, eine gute
74 Burgstaller, PI 3. Februar 1999.
75 BDA, Plan Schloss Hagen 1958/59, Arch. Dipl. Gerhard Sedlak.
76 Wacha, PI 21. Dezember 2004.
77 Wibiral, PI 16. Juni und 7. Oktober 2008, 16. September 2009 (Hillingerheim): Er möchte nicht an Schloss
Hagen, den gröĂten Fehler seines Lebens erinnert werden. Fotos habe er nie gehabt. Er erinnere sich an nichts.
Etliche der Zeitzeugen memorierten die Darstellungen, ua Hirschfeld, PI 2004. Himmelbauer, PI 2. April 2009,
19. August 2009.
78 Zu Renn- und Stechzeug vgl Ranft, Einer von Adel, 319, 324, 330 Anm. 47. Wert ab ca. 250 fl, hinzu kam
eine etwa gleich hohe Summe betreffend die Kosten fĂŒr das Turnierpferd, die standesgemĂ€Ăe Ausstattung der
obligatorisch anwesenden Dame sowie die AusrĂŒstung der begleitenden Knechte.
79 Wacha, PI Dezember 2008, 16. September 2009. Wacha verstarb wenige Tage nach diesem Interview.
80 Roithner Gabriele, BDA Wien, PI 19. November 2009 und etliche folgende.
81 Wacha, 21. Dezember 2004, 16. September 2009.
82 AStL, Altes Archiv, 5. Hausakte, Sch. 102, 103, Akt 21, 23, 16.
83 Burgstaller, PI 3. Februar 1999.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Title
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Authors
- Hanna SchÀffer
- Herbert SchÀffer
- Publisher
- Eigenverlag SchÀffer
- Location
- Linz
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 82
- Keywords
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Categories
- Geschichte Chroniken