Page - 30 - in Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
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Ein Blick auf die Verkaufs-Anschläge und deren Eingehen auf die Schlosskapelle zeigt, dass
im Anschlag von 1669142 respektive 1673143 (zum Verkaufspreis von 11.400 fl) als Punkt 4
„eine schöne Kapelle“ 144 aufscheint. In jenem von 1699, erstellt unter Ferdinand Carl von
Cronpichl (zum Preis von 58. 940 fl) tritt sie gar nicht in Erscheinung, schien wohl aus jener
Sicht als selbstverständlicher und wirtschaftlich uninteressanter Bestandteil nicht
erwähnenswert, ohne jeglichen Einfluss und Anreiz auf potentielle Käufer. In dem Anschlag
werden lediglich wirtschaftliche Aspekte angeführt.145 Im „Unverfänglichen Anschlag des
Adelichen Landguetts Haagen“ des Nikolaus von Clam vom 18. April 1748 per „21.634
gulden 55 x 2 6/4 d“ wird sie ebenfalls nicht erwähnt, stehen sich neben dem Immobilienwert
ebenso nur Einnahmen und Ausgaben gegenĂĽber. 146
Da aus den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten kein Inventar des Schlosses, auch keines
bezĂĽglich der Schlosskapelle Hagen, entdeckt werden konnte, bzw erhalten blieb, soll jenes
des Starhembergischen Pflegers Anton Pfeffer aus dem Jahre 1767 beleuchtet, auf dieses
zurĂĽckgegriffen werden. Spartanisch ausfallend, handelt es sich offensichtlich nicht um die
Gesamtversion; die Vermutung liegt nahe, dass nach dem Tode des Grafen Heinrich
Maximilian von Starhemberg, 1765, nicht nur Versteigerungen durchgefĂĽhrt, sondern
zahlreiche Objekte in andere Starhembergische Sitze transferiert und unter dem umsichtigen,
Hagen offenbar zugeneigten kunstsinnigen FĂĽrsten Johann Heinrich, um 1791 wieder in den
Hagen zurückgebracht wurden. So war es Maria Anna Stöger 1892 möglich, diverse Hagen-
Objekte in einem Konvolut separat zum Schloss dazu zu erwerben.147
* Im Inventar der Kapelle des Starhembergischen Pflegers Anton Pfeffer aus dem Jahre 1767
werden u.a. angefĂĽhrt:
a) „12 gläserne amperl zur Johannes Station“, vermutlich Behälter aus Glas, in die man
Lichter gab.148
b) 1 hölzernes Kruzifix, 4 hölzerne Leuchter, 2 ebensolche Blumenstöcke, 1 Altarpolster,
1 grĂĽne Leinendecke, 2 kleine Statuen, 7 grosse gemalene Bilder mit Rahmen, 4 kleine
Bilder, 1 Indulgenz- oder Ablassbrief,149 1 gemalenes Antependium,150 1 kupferner
Weihwasserkessel und 1 Weihwedel;
c) betr die Sakristei im Hagen wurden folgende Objekte angefĂĽhrt:
„1 weisses ausgenahtes [besticktes] Messgewand mit manipul [Manipel],151 Stolle[Stola],152
Kolch [Kelch] TĂĽchel, Wursa 153 und Palla;154 1 grien gestraiftes Messgewand155 samt
142 Ursprünglich als undatiert vermerkt. In einer Abschrift aus der „Chronica Hagensis“ des Schlossarchives
OĂ–LMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 11: Hinweis, dass der Anschlag von 1673 bis auf den Vermerk betr. den
„Saltzherrn Loschy“ gleichlautend sei wie jener vom 9. Juli 1669. Die Schönheit der Kapelle wurde noch von
den Zeitzeugen des 20. Jhs gerühmt, ua Petrus-Pekny, Burgstaller, Reder, Ströbinger, Miksch, Schneider,…
143 OĂ–LMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 11: dat. 24. April 1673.
144 OÖLA, Herrschaft Schlüsselberg, 16/4, fol. 655. AStL, LR Bd B II D 2, Urbare, Anschläge 101 f.
145 AStL, LR Bd B II D 2, Urbare, Anschläge 102 ff.
146 OĂ–LA, A Stbg, Best. Riedegg, Sch. 145, Mappe Nr. 2, Hagen.
147 OĂ–LA, A Stbg, Best. Riedegg, Familienarchiv, Sch. 132, Inventarium 1767.
148 OĂ–LA, A Stbg, Best. Riedegg, Familienarchiv, Sch. 132.
149 Indulgenz, lat. indulgentia, Ablass. Erfolglose Recherche durch Diözesanarchiv Linz, Dr. Ebner/Dr.
Würthinger; HStA München, Dr. Walter, PI 5. Mai 2010. Bischöfl. Ordinariat Passau, Dr. Wurster, PI 30. April
2010. Zu Ablass vgl AK Friesach, 197.
150 Verkleidung des Altarunterbaues aus Stoff, Holz oder Metall. Assmann Dietmar, PI 12. Oktober 2009.
151 Die liturgische Farbe weiĂź gilt als Farbe der Reinheit und Unschuld und wird an den Festen des Herrn, der Hl.
Jungfrau Maria, der Engel und jener Heiligen, die keine Märtyrer sind, getragen. Schwierz, Gramastetten, 131.
Manipel: In der kath. Kirche: am linken Unterarm des Messgewandes getragenes farbiges Band. Assmann
Dietmar, PI 12. Oktober 2009.
152 Schmaler über die Schultern hängender Teil des priesterlichen Messgewandes. Assmann Dietmar, PI 12.
Oktober 2009.
Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Title
- Die Johannes-Kapelle des ehemaligen Schlosses Hagen bei Linz
- Authors
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Publisher
- Eigenverlag Schäffer
- Location
- Linz
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 82
- Keywords
- Kapelle, Linz, Oberösterreich
- Categories
- Geschichte Chroniken