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Biografische Fallrekonstruktionen: Methodik 119
6.2 Methodische Umsetzung und Erfahrungen
Datenerhebung: narrationsorientierte lebensgeschichtliche Interviews
Im Rahmen des Forschungsprojekts JA_SICHER wurden mit neun ehemali-
gen NutzerInnen narrativ-biografische Interviews (vgl. Schütze 1983) ge-
führt. Dabei wurde folgende grundsätzliche Erklärung vorausgeschickt: „Wir
interessieren uns für die Lebensgeschichten von jungen Erwachsenen, die
hier in [Ort/Stadtteil] aufgewachsen sind und ihre Jugend verbracht haben.“
Danach erfolgte die Erzählaufforderung: „Ich möchte dich/Sie bitten, mir
deine/Ihre Lebensgeschichte zu erzählen, mit allem was für dich/Sie wichtig
ist, wie alles so gekommen ist in deinem/Ihrem Leben.“ Der zweite Hauptteil
des Interviews zielte darauf ab, das „tangentielle Erzählpotenzial“ (ebd.)
auszuschöpfen, er wurde durch narrative, gesprächsimmanente Nachfragen
strukturiert. Der dritte Teil umfasste zum einen Nachfragen zu Aspekten, die
bislang noch nicht thematisiert worden waren und an die auch im zweiten
Interviewteil nicht angeschlossen werden konnte. Zum anderen bestand er
aus Aufforderungen zur abstrahierenden Beschreibung von Zuständen, Ab-
läufen und Zusammenhängen. Neben Nachfragen, die den/die BiografIn zu
Resümees bzw. Selbstevaluierungen über das eigene Leben stimulieren soll-
ten, wurde dem Forschungsinteresse entsprechend ein Schwerpunkt auf
Nachfragen gelegt, die Erfahrungen mit der mobilen Jugendarbeit zum Inhalt
hatten.
Die Erfahrungen mit dem Einsatz dieses Erhebungsinstruments sind ge-
mischt: Zunächst gestaltete es sich schwieriger als angenommen, ehemalige
Nutzer und NutzerInnen für ein lebensgeschichtliches Interview zu gewinnen.
Dies liegt einerseits darin begründet, dass die Einrichtungen mobiler Jugend-
arbeit häufig über keine oder jedenfalls keine stabilen Kontaktdaten dieser
Personen verfügen (Handynummer und Facebook-Vernetzungen erweisen
sich i.d.R. als eher kurzlebig). Auch der Versuch, durch Weiterverweisungen
über interviewte Personen im Schneeball-Verfahren neue InterviewpartnerIn-
nen zu erschließen, war von äußerst mäßigem Erfolg gekrönt. Der Großteil
der Befragten hatte keine Kontakte mehr zu anderen Nutzern und Nutzerin-
nen oder die versuchte Weitervermittlung glückte nicht; nur ein Kontakt
konnte auf diese Weise realisiert werden. Andererseits kam es auch mehrfach
zu Absagen bereits vereinbarter Interviewtermine. Im telefonischen Vorge-
spräch war zwar zunächst Bereitschaft signalisiert, aber entweder eine Ter-
minvereinbarung noch vermieden worden oder es kam im Nachhinein zu
wiederholten Verschiebungen, die Person war u.U. dann telefonisch nicht
mehr erreichbar, sodass sich der Kontakt schlussendlich im Sand verlief. Von
Seiten der JugendarbeiterInnen wurde darauf verwiesen, dass sich dies mit
ihren eigenen Erfahrungen einer relativ hohen zeitlichen Unverbindlichkeit
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften