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Biografische Fallrekonstruktionen: Methodik 123
bei die Verarbeitungs- und Sinngebungsprozesse im Zusammenhang mit den
Erlebnissen und Erfahrungen mit Einrichtungen der mobilen Jugendarbeit.
Phase B baute auf den Detailanalysen von Phase A auf, erfolgte also jeden-
falls im Anschluss an die abgeschlossene Phase A, wurde teilweise aber auch
als Zwischenschritt in Phase A eingeschoben, wenn eine Zwischenzusam-
menfassung hilfreich erschien, um den Überblick zu bewahren.
6.3 Fazit zum methodischen Ansatz
Der Einsatz eines narrativ-biografischen Forschungsansatzes in der Wir-
kungsevaluation bewährte sich im Forschungsprojekt JA_SICHER in meh-
rerlei Hinsicht: Das qualitativ-rekonstruktive Verfahren erlaubt es, die Le-
benserfahrungen und Erfahrungsverarbeitungen in ihrem prozesshaften Ver-
lauf und eingebettet in die lebensweltliche Komplexität der (ehemaligen)
NutzerInnen in der Analyse verstehend nachzuzeichnen. Die damit gewinn-
baren vertiefenden Einblicke in die Arbeitsweisen sowie Wirkmöglichkeiten
und -zusammenhänge, aber auch in manche Wirkungsgrenzen mobiler Ju-
gendarbeit können auf Seiten der JugendarbeiterInnen zu einem differenzier-
ten Verständnis ihres eigenen Tuns beitragen. Eine Stärke kann auch darin
gesehen werden, dass sich durch die große Anschaulichkeit der Ergebnisse
das Verständnis für die spezifische Beschaffenheit der Arbeitsweisen und
Wirkmöglichkeiten dieses Handlungsfeldes gegenüber Dritten (etwa Förder-
geberInnen, einer breiteren Öffentlichkeit etc.) vermutlich in besonderer
Weise erhöhen lässt.
Einschränkend erweist sich einerseits, dass das Analyseverfahren zeitlich
aufwändig ist – jeder ‚Abkürzungs-' und Beschleunigungsversuch geht un-
mittelbar auf Kosten der Ergebnisqualität – und auch hohe Analysekompe-
tenz und -erfahrung bei den Forschenden voraussetzt. Andererseits gestaltete
sich der Feldzugang zu ehemaligen Personen als überraschend schwierig,
wobei dies nicht nur dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass die Einrich-
tungen mobiler Jugendarbeit häufig über keine oder jedenfalls keine stabilen
Kontaktdaten dieser Personen verfügen, kam es doch auch wiederholt zu
Absagen bereits vereinbarter Interviewtermine. Hierin könnte – so die Hypo-
these – zum Ausdruck kommen, dass das Anliegen an Personen herangetra-
gen wurde, deren Lebensgeschichte häufig im Alltagsverständnis kaum als
Erfolgsgeschichte bzw. gelungene Karriere wahrgenommen wird. Eventuell
ist es manchen Personen auch nicht oder bislang unzureichend gelungen, eine
sinnstiftende Biografisierung herzustellen, bzw. fällt es dem einen oder der
anderen schwer, dem eigenen Leben eine zusammenhängende Bedeutung
zuzuschreiben und es in eine sinnhafte Gesamtgestalt zu ordnen. Daraus lässt
sich ableiten, dass die für lebensgeschichtliche Interviews erreichbaren ehe-
maligen NutzerInnen eine tendenziell einseitige Auswahl darstellen und da-
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften