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166 Judith Haberhauer, Hemma Mayrhofer, Florian Neuburg, Andrea Werdenigg
abgesteckt. So begleiteten die BeobachterInnen in der Fallstudie an einem
urbanen ‚hot spot‘ (Kap. 10) und der Fallstudie im ländlichen Raum (Kap.
11) die mobile Jugendarbeit auf ihren typischen Outreach-Routen. Dieses
Vorgehen bot die Möglichkeit, Entwicklungen innerhalb der Kontakte und
Interaktionen der mobilen Jugendarbeit mit den Jugendlichen über einen
längeren Zeitraum hinweg zu erfassen. In den weiteren beiden Fallstudien
(Kap. 12 und 13) standen ein konkretes Event bzw. inhaltlich engere Inter-
ventionen im Mittelpunkt der Beobachtungen. Das dritte Subkapitel widmet
sich dem Einfluss der ForscherInnen auf das Geschehen im Feld und der
Reflexion der BeobachterInnenrolle. Abschließend wird das Vorgehen zur
Rückkopplung erster Analyseergebnisse an die Praxiseinrichtungen themati-
siert: Im Rahmen von Workshops wurden ausgewählte Aspekte der Fallstu-
dien zu Fallvignetten verdichtet und zur Diskussion gestellt.
9.1 Die Eckpfeiler der Ethnografie
Ein zentrales Merkmal der Ethnografie ist der unmittelbare persönliche Kon-
takt zum sozialen Geschehen (vgl. Breidenstein et al. 2013, S. 37). Die Eth-
nografInnen begeben sich ins Feld und tauchen in die dort stattfindenden
Ereignisse ein. Hierfür ist eine große Offenheit des Forschungsprozesses
notwendig:
„Es gibt wenige sozialwissenschaftliche Praktiken, die sich der (vorgegebenen) Struk-
turierung und Systematisierung so entziehen und zugleich aus dieser Ablehnung fester
Vorgaben eine solche Tugend machen.“ (Dellwing/Prus 2012, S. 9)
Kontextunabhängige methodologische Regeln zu formulieren erwies sich für
diese Forschungsstrategie als wenig zielführend. Es entwickelte sich viel-
mehr eine flexible, methodenplurale und kontextbezogene Strategie als Rah-
men, die ganz unterschiedliche Verfahren beinhalten kann. Ethnografische
Beobachtung in umfassendem Sinne meint:
„Auch der soziale Sinn der Forscherin, ihre Fähigkeit zu verstehen, zu fokussieren,
sich vertraut zu machen, fällt in ihre Aufnahmekapazität. Und schließlich gehört zu ei-
ner ethnografischen Beobachtungshaltung auch eine Distanzierung vom sinnlich Erfah-
renen, die nach fortlaufender Explikation und Reflexion verlangt.“ (Breidenstein et al.
2013, S. 71)
Hier wird eine Parallele zwischen der Praxis ethnografischen Forschens und
dem methodischen Handeln mobiler Jugendarbeit vorweggenommen: Letzte-
re nimmt ebenfalls für sich in Anspruch, offen und flexibel auf die jeweiligen
Gegebenheiten zu reagieren, vergleichsweise wenig festgelegte Strukturen zu
benötigen, situationselastisch zu handeln. Damit entspricht das ethnografi-
sche Vorgehen den Handlungspraktiken des Forschungsfeldes. Dies stellt
zugleich aber eine Herausforderung dar, die ständiger Reflexion bedarf, so-
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften