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Zur Methodik der sozialräumlichen Fallstudien 167
wohl für die Forschung als auch die mobile Jugendarbeit, wie in weiterer
Folge in den vier Fallstudien ersichtlich wird.
Als wesentliche Charakteristika ethnografischer Forschung können in An-
lehnung an Lüders (2007, S. 391) und Breidenstein et al. (2013) folgende
Aspekte benannt werden:
• längere Teilnahme bzw. „dauerhafte Annäherungen an das Feld“ (ebd.,
S. 42),
• flexible Forschungsstrategie und
• ethnografisches Schreiben.
Auch wenn sich das ethnografische Vorgehen durch einen Methodenoppor-
tunismus auszeichnet, d.h. sich die Wahl der konkreten Methoden den Gege-
benheiten im Feld anpasst und in der Regel eine Integration verschiedener
methodischer Vorgehensweisen stattfindet, steht dennoch eine Erhebungsme-
thode im Zentrum der Ethnografie: die teilnehmende Beobachtung (vgl. ebd.,
S. 34). Die Vorteile und Stärken der teilnehmenden Beobachtung liegen nach
Streblow (2005, S. 76) „in der Unmittelbarkeit des Zugangs zur Handlungs-
praxis“. Im vorliegenden Projekt wurde die teilnehmende Beobachtung bei
drei Feldstudien mit ergänzenden Gesprächen kombiniert, was auf den me-
thodischen Ursprung verweist, der in der Ethnologie in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts begründet und in den Feldstudien der „Chicagoer Schu-
le“ entscheidend geprägt wurde. Bei den Untersuchungen damals ging es vor
allem um das Beobachten fremder Kulturen. Im gegenständlichen Projekt
stand die Arbeitsweise mobiler Jugendarbeit und allfällige Reaktionen der
Jugendlichen, aber auch des Umfeldes im Mittelpunkt der Beobachtungen,
um Rückschlüsse auf Wirkweisen mobiler Jugendarbeit zu erhalten, indem
die lokale Praktik „synchron begleitet“ (Breidenstein et al. 2013, S. 41) wird.
Die BeobachterInnen begleiteten die JugendarbeiterInnen bei ihren Begeg-
nungen mit den Jugendlichen.
Der Grad der Teilnahme kann von Beobachtung zu Beobachtung variie-
ren und verändert sich im Laufe des Beobachtungsprozesses, wie Flick for-
muliert:
„Einerseits soll der Forscher mehr und mehr zum Teilnehmer werden und Zugang zu
Feld und Personen finden (…). Andererseits soll auch die Beobachtung einen Prozess
zunehmender Konkretisierung und Konzentration auf für die Fragestellung wesentliche
Aspekte durchlaufen.“ (Flick 2007, S. 288)
Da „wertfreies“ und zugleich „teilnehmendes“ Beobachten in einem gewis-
sen Spannungsverhältnis zueinander stehen, besteht der Weg einer metho-
disch kontrollierten Beobachtung nach Streblow (2005, S. 80) darin, zu
Grunde liegende Theorien und Forschungskonzepte, damit auch einwirkende
Vorannahmen von Beginn an mit zu reflektieren. Zudem gilt es, die Reaktivi-
tät der erforschten Situation kontinuierlich mit zu beobachten:
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften