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Zur Methodik der sozialräumlichen Fallstudien 169
SR 3:
Jugendfest im
ländlichen
Raum Das Fest als Unterhal-
tung, Bühne und
Partizipationsmög-
lichkeit für Jugendli-
che Bei Vor- und
Nachbesprechung
eine Beobachterin,
bei Event zeit-
gleich ein Be-
obachter und eine
Beobachterin 5 Beobachtungen:
2 Vorbesprechun-
gen im Juli 2014;
Event im Septem-
ber 2014 (zwei
unabhängige Be-
obachtungen);
Nachbesprechung
Oktober 2014 16 ethno-
grafische
Interviews,
Bilder,
Artefakte
SR 4:
Der Soccer-
platz Recht auf Raum: Der
Verlauf eines Kon-
flikts zwischen An-
rainerInnen, Kommu-
nalpolitik und Ju-
gendlichen im klein-
städtischen Kontext Bei allen zwei
Beobachtungen
zeitgleich eine
Beobachterin und
ein Beobachter Je zwei Beobach-
tungsprotokolle von
zwei Treffen im
März & Juni 2015 1 qualitati-
ves Leitfa-
den-Inter-
view mit
politischem
Vertreter
Tabelle 6: Übersicht sozialräumliche Fallstudien
Das ethnografische Schreiben stellt nach Lüders das dritte konstitutive Mo-
ment der Ethnografie dar. Das Protokollieren des Beobachteten ist üblicher-
weise von der Frage begleitet, „was denn wichtig sei“. Nur wenn die Proto-
kolle mit einer der Fragestellung entsprechenden Detaillierung geschrieben
werden, ist das Ergebnis eine solide Grundlage für die Auswertung. Unmit-
telbar nach den Beobachtungen wurden daher möglichst genaue Protokolle
verfasst, ergänzend Fotos, Videos und Skizzen bzw. Grafiken angefertigt und
zusätzlich von den beiden BeobachterInnen Memos geschrieben, die wie das
gesamte Material für die weitere Analyse herangezogen wurden.
An die Protokolle wurden im Forschungsteam wechselseitig Fragen ge-
stellt und im Anschluss unklare Passagen präzisiert. Dies erwies sich vor
allem dort als günstig, wo die eigene Teilnahme, aber auch Kontextwissen zu
„blinden Flecken“ in der verschriftlichten Form führten. Denn die Anforde-
rung, „als teilnehmender Beobachter muss ich so tun, als ob ich alles nicht
kennen, mich aber grundsätzlich interessieren würde“ (Schulz 2010, S. 172),
ist in der Praxis nicht immer einfach umzusetzen, insbesondere bei Vor-
kenntnissen, die zugleich hilfreich zur Einbettung sind. Eine zusätzliche
Hürde ist die Fülle von Informationen und Daten, die leicht überfordern
kann, und damit einhergehend das Risiko, „in der Unübersichtlichkeit bzw.
der Faszination des Alltags die eigene Forschungsfrage zu verlieren“ (Lüders
2007, S. 388). Das Beobachtungsprotokoll stellt bereits einen Transformati-
onsprozess dar, eine Selektion und erste Deutung, die bis zur Ergebnisdarstel-
lung weitere Reduktion und Interpretation erfährt. Damit wird die bereits
mehrfach thematisierte Reflexionsbereitschaft und -notwendigkeit in allen
Forschungsphasen zu einem wesentlichen Qualitätskriterium für nachvoll-
ziehbare ethnografische Forschung.
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften