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Zur Methodik der sozialräumlichen Fallstudien 173
sollte von ihrer Rolle her eher am Rande stehen und das Geschehen mög-
lichst wenig beeinflussen, sie sollte „Mitgehen, Fragen stellen und Beobach-
ten“ (Dellwing/Prus 2012, S. 108).
Von Seiten der Jugendlichen wurde die Beobachterin in SR1 offenbar von
Beginn an akzeptiert bzw. kaum beachtet. Sie machten bei ihrer Ankunft in
der Anlaufstelle, die zumeist Treffpunkt für die beobachteten Outreaches
war, mit ihren Tätigkeiten weiter und auch bei den Outreaches selber gab es
keine Situation, während derer die Jugendlichen die Anwesenheit der Be-
obachterin von sich aus thematisierten. Auch die MitarbeiterInnen der Ein-
richtung wirkten in ihrer Anwesenheit „ruhig und gelassen“ (SR1_BP 01)
und gingen weiterhin konzentriert ihren Arbeiten nach. Die Beobachterin
wurde in das Geschehen integriert, wurde nicht bevormundet oder bedient,
sollte sich „wie zu Hause fühlen“. Sie wurde in die Unterhaltung der Mitar-
beiterInnen einbezogen, es wurde auf eine eher flache „Hierarchie“ auch
gegenüber der Beobachterin gesetzt, der Umgangston war laut Protokoll
„amikal und locker“.
Allerdings richtete sich das Handeln einzelner MitarbeiterInnen von Back
on Stage immer wieder explizit an die Beobachterin, wie an zahlreichen Pro-
tokollstellen deutlich wird. Damit wird offenkundig: „Wenn jemand erst
einmal da ist, trägt diese Person auch etwas bei (…).“ (Dellwing/Prus 2012,
S. 109) Aus einigen Protokollstellen wurde die Hypothese ableitbar, dass der
Beobachterin beim Outreach etwas geboten werden sollte: So wurden bei der
ersten Beobachtung in Summe acht Parks aufgesucht, was laut Erklärung
einer Mitarbeiterin an die Beobachterin etwa „doppelt so viele sind, wie sonst
üblich“ (SR1_BP 01). Möglicherweise führte die Anwesenheit der Beobach-
terin dazu, dass der Park so oft gewechselt wurde, auf der Suche nach Inter-
aktionen mit (bekannten) Jugendlichen, damit die Forscherin diese beobach-
ten kann. Die Beobachterin versuchte immer wieder, sich aus dem Fokus der
JugendarbeiterInnen an den Rand des Geschehens zu rücken. Dies gestaltete
sich herausfordernd, da es auf „natürliche“ Art und Weise geschehen musste,
um keine Irritation der Situation auszulösen. Neben der ständigen Reflexion
der eigenen Rolle waren immer wieder strategische Handlungen erforderlich,
da die Beobachtung der mobilen Jugendarbeit dabei möglichst nicht unter-
brochen werden sollte. Dieser Mehrfach-Fokus war nicht immer leicht zu
halten, zunehmende Übung und Erfahrung darin erleichterten aber sukzessive
diese Aufgabe.
Es ist wahrscheinlich, dass die Anwesenheit der BeobachterInnen gewisse
Veränderungen der Outreaches bewirkten und bei den JugendarbeiterInnen
mitunter Reflexionsprozesse der eigenen Arbeit ausgelöst haben könnten. Ein
Indiz hierfür wäre, dass wiederholt bestimmte Bedingungen bzw. Ereignisse
im Feld den BeobachterInnen erläutert bzw. begründet wurden. Der Beobach-
terin in der ersten sozialräumlichen Fallstudie wurden beispielsweise immer
wieder beobachtete Ereignisse im Anschluss erklärt, Interpretationen angebo-
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften