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180 Judith Haberhauer, Hemma Mayrhofer, Florian Neuburg, Andrea Werdenigg
AkteurInnen überschaubarer, zweitens handelte es sich bei den drei Fallstu-
dien in Niederösterreich auch um eindeutiger abgrenzbare Interventionen,
Entwicklungen oder Veranstaltungen. Zudem ermöglichten die Kombination
verschiedener Erhebungsmethoden und der Einbezug unterschiedlicher Daten
vielschichtigere Einblicke. Die Fallstudien waren auch mit einem für Evalu-
ierungsstudien vertretbaren Zeitaufwand durchzuführen, die relativ stark
begrenzte Anzahl an Beobachtungen schien annähernd ausreichend, dies lag
wohl auch daran, dass sie durch Interviews und andere erhobene Daten ange-
reichert wurden.
Obwohl die Zahl der umgesetzten Beobachtungen in den niederösterrei-
chischen Fallstudien vertretbar erschien, wurde insgesamt in der konkreten
Umsetzung der sozialräumlichen Studien als einschränkend erfahren, dass
das Beobachtbare nur einen kleinen Ausschnitt des tatsächlichen Geschehens
darstellte. Dem wäre vermutlich durch einen deutlich höheren Ressourcen-
einsatz abzuhelfen, gesetzt den Fall, dass die JugendarbeiterInnen solch eine
hohe Anwesenheitsdichte gestatten und die Anwesenheit der ForscherInnen
nicht als das Geschehen verändernd wahrgenommen wird (in diesem Aspekt
besteht eine hohe – und wohl berechtigte – Sensibilität auf Seiten der Ju-
gendarbeiterInnen). In Evaluationsstudien wird allerdings selten ein entspre-
chender Ressourcenrahmen zur Verfügung stehen – nicht einmal die als ver-
gleichsweise günstig zu bezeichnende Ressourcenausstattung des For-
schungsprojekts JA_SICHER ermöglichte dies. Zugleich ist als einschrän-
kend zu reflektieren, dass es in bestimmten und möglicherweise besonders
wirkungsrelevanten Situationen notwendig ist, sich als BeobachterIn zurück-
zuziehen, etwa wenn sich ein vertrauliches Gespräch mit einzelnen Jugendli-
chen zu ihren Sorgen oder Problemen ergibt. Die in Kapitel 11 dargestellte
Fallstudie „Jugendspielplatz“ lässt zudem vermuten, dass allein das Wissen
der AkteurInnen im Sozialraum darum, dass eine Evaluationsstudie stattfin-
det und sie gewissermaßen unter erhöhter Beobachtung stehen, eine Verände-
rung ihres Verhaltens bewirkt – und solch ein Wissen lässt sich nicht immer
vermeiden bzw. das Verschweigen der Evaluation u.U. forschungsethisch
nicht legitimieren.
Diese einschränkenden Seiten des ethnografisch orientierten Forschungs-
ansatzes gilt es bei der Planung und Umsetzung solcher sozialräumlichen
Fallstudien zur Wirkungsevaluation ausreichend zu reflektieren. Damit soll
aber nicht deren bedeutender Beitrag zu den insgesamt erzielten Wirkungs-
nachweisen der Interventionen mobiler Jugendarbeit geschmälert werden.
Die sozialräumlichen Fallstudien statteten die Evaluationsforschung vielmehr
mit substanziellen Einsichten in komplexe Interventions- und Wirkzusam-
menhänge im untersuchten Tätigkeitsfeld aus, die vor allem eine hohe Sensi-
bilität für die mit einwirkenden sozialräumlichen AkteurInnen und Kon-
textfaktoren sicherstellten.
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften