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196 Judith Haberhauer, Hemma Mayrhofer
10.3 Umgang mit Sucht und Drogen: Zwischen Akzeptanz und
Normverdeutlichung
Wie eingangs bereits thematisiert, wurde im Laufe des vergangenen Jahres
von den JugendarbeiterInnen am Ort der sozialräumlichen Fallstudie und im
benachbarten Park steigender Konsum von und Handel mit illegalen Sucht-
mitteln beobachtet. Im Park sind vermehrt (jugendliche) Personen anzutref-
fen, die Suchtmittel konsumieren und teilweise auch damit handeln. Im Ge-
spräch wurde der Beobachterin erzählt, dass es nicht nur um den Konsum
von Cannabis gehe, sondern auch um Drogen mit höherem Sucht- und Scha-
denspotenzial. Die Drogendeals dürften mitunter sehr auffällig und unver-
blümt ablaufen, ein Jugendarbeiter berichtet etwa, dass „die Leute teilweise
über den gesamten (…)platz rufen, dass zu wenig Marihuana in dem Sackerl
sei“ (SR1-BP6).
Im Herbst 2014 wurde aufgrund dieser Situation ein gemeinsamer
Outreach mit StreetworkerInnen der Suchthilfe Wien geplant. Dadurch sollte
deren spezielles Knowhow auch in die Arbeit der JugendarbeiterInnen ein-
fließen. 2015 kam es dann innerhalb von BoS 16/17 zur Bildung eines eige-
nen Subteams, das sich verstärkt jugendlichen KonsumentInnen widmet, mit
ihnen in näheren Kontakt zu kommen sucht und auch Freizeit- und Sportakti-
vitäten mit ihnen unternimmt. Zwei JugendarbeiterInnen fokussieren im
Streetwork einmal pro Woche auf Jugendliche, die Drogen konsumieren
und/oder verkaufen. Der Beobachterin wurde beim Outreach erzählt, dass
dadurch zu einigen der Jugendlichen Kontakt hergestellt werden konnte, mit
denen nun Aktivitäten wie Bowlen oder Eislaufen unternommen werden. Da
die Jugendlichen sie jetzt kennen würden, seien manche auf sie zugekommen,
wenn sie Probleme hatten, so berichteten die JugendarbeiterInnen (SR1-
BP8). Diese Kontakte wurden aber vom Forschungsteam nicht direkt beo-
bachtet. Nach kurzer Überlegung, die Beobachtungsaktivitäten auch auf diese
Bereiche auszudehnen, wurde innerhalb des Forschungsteams die Entschei-
dung getroffen, den bisherigen Forschungsfokus beizubehalten, da einerseits
für zusätzliche Beobachtungen nicht ausreichend Ressourcen vorhanden
waren und andererseits die Kontinuität im Beobachtungsfokus gewahrt wer-
den sollte.
Doch auch bei den ‚normalen‘ Outreaches konnten wiederholt Begegnun-
gen beobachtet werden, bei denen v.a. Cannabiskonsum (vereinzelt auch
Drogenhandel) in unterschiedlicher Form zum Thema wurde. So hielt bei
einem begleiteten Outreach ein Jugendlicher einen Joint in der Hand, den er
auch nicht weglegte, als die JugendarbeiterInnen näher kamen. Die Jugendli-
chen ließen sich auch in einer anderen Begegnung durch die Ankunft der
JugendarbeiterInnen nicht weiter beim gemeinsamen „Kiffen“ stören. Ein
Bursche erzählte im Gespräch davon, dass er mit einem Joint von der Polizei
erwischt worden war, ein anderer schilderte, was er tut, um nicht erwischt zu
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften