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ausgewählt. In diesen Konflikt waren auch GemeindevertreterInnen sowie ein
von Gemeindeseite beauftragter Security-Dienst involviert. Der Konflikt
steht in Wechselwirkung zu einer zweiten Konfliktkonstellation, die das
Verhältnis der Einrichtung mobiler Jugendarbeit zur Gemeinde betrifft, in
deren formalen Auftrag sie arbeitet und von der sie finanzielle Ressourcen
bezieht. Bevor beide Konfliktlinien im Detail nachgezeichnet werden, sollen
zum besseren Verständnis der Spannungsfelder die zentralen Konfliktakteu-
rInnen, ihre Interessen und Rollen in den Auseinandersetzungen skizziert
werden:
• Jugendliche NutzerInnen der Freizeitfläche: Sie nutzen den Platz in
unterschiedlicher, aber insgesamt ‚jugendtypischer‘ Weise, indem sie
dort Fußball oder Basketball spielen, herumstehen oder -sitzen und mit-
einander plaudern, manche dabei Zigaretten rauchen. Ältere Jugendliche
kommen oft mit ihren Mopeds, die dann auch Gesprächsstoff liefern
können. Als zentrales Anliegen der Jugendlichen vor Ort wird erkennbar,
adäquat ausgestattete räumliche Ressourcen, die sie in selbstbestimmter,
ungestörter Weise aneignen und nutzen können, zugestanden und bereit-
gestellt zu bekommen. Teilweise wird eine generell ungenügende infra-
strukturelle Ausstattung ihres ländlich geprägten Lebensumfeldes thema-
tisiert. Von Seiten mancher Gemeinde- oder KirchenvertreterInnen be-
steht die Vermutung, dass Jugendliche immer wieder Sachbeschädigun-
gen an Objekten auf dem Kirchengelände (Rasensprenger, Geräteschup-
pen etc.) oder auch am Jugendspielplatz selbst (Sitzgelegenheit bei der
Pergola) verüben. Ihnen wird ein doppeltes Gefährdungspotenzial zuge-
schrieben: Zum einen werden sie selbst als gefährdet betrachtet, vom
‚rechten Weg‘ abzukommen, zum anderen wird befürchtet, dass sie
überschüssige Energie und Zeit (weil ihnen „fad“ ist) destruktiv ausleben
könnten. Die JugendarbeiterInnen wiederum betrachten die Jugendlichen
als die maßgeblichen ‚AuftraggeberInnen‘ bzw. AdressatInnen ihrer Ak-
tivitäten, die Jugendlichen der Umgebung nutzen diese Service- und Un-
terstützungsleistungen in unterschiedlichem Ausmaß, manche regelmä-
ßig, andere gelegentlich und wieder andere gar nicht.
• Mitglieder der Pfarrgemeinde & KirchbesucherInnen: Deren Perspekti-
ve wurde über Gespräche mit drei verschiedenen VertreterInnen – pasto-
rale Leitung, ehrenamtlicher Aktivist zur Pflege der Kirchenanlage, Kir-
chenbesucherin – einbezogen, ihre Interessen und Rollen zeigen sich re-
lativ heterogen. Zum Teil ist der Wunsch nach einer traditionellen Dorf-
gemeinschaft vorhanden, in der sich die BewohnerInnen persönlich ken-
nen und in engem Austausch stehen, sich in Begegnungsräumen wie der
Kirche oder einem Dorfwirtshaus bzw. Kaffeehaus treffen und Konflikte
auf informeller Ebene im direkten Gespräch unter Wahrung der traditio-
nellen sozialen Hierarchien lösen. Hier ist auch ganz stark das Bedürfnis
älterer BewohnerInnen der Siedlung nach sozialer Anerkennung und
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Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Title
- Wirkungsevaluation mobiler Jugendarbeit
- Subtitle
- Methodische Zugänge und empirische Ergebnisse
- Author
- Hemma Mayrhofer
- Publisher
- Verlag Barbara Budrich
- Location
- Wien
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-8474-1130-7
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 378
- Keywords
- Society & social sciences, Social services & welfare, criminology, Social welfare & social services, Social work
- Category
- Geisteswissenschaften