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24 | Forschungsgrundlage
Nach der Aufnahme wurden die diskursiven Daten in Anlehnung an GAT 2 (Ge-
sprächsanalytisches Transkriptionssystem nach Selting et al. 2009) transkri-
biert.44 Um das viel diskutierte Beobachterparadoxon45 weitestgehend zu mini-
mieren, wurden jeweils die ersten 10-15 Minuten des Gesprächs ausgeklammert
‒ erst ab diesem Zeitpunkt wurden die Daten transkribiert und in das Korpus
aufgenommen.46 FĂĽr die weitere computergestĂĽtzte Verarbeitung wurden die
Daten in EXMARaLDA („Extensible Markup Language for Discourse Annotati-
on“, Universität Hamburg) – einem Opensource-System von Konzepten, Daten-
formaten und Werkzeugen fĂĽr die computergestĂĽtzte Transkription und Anno-
tation sowie fĂĽr die Erstellung und Auswertung von Korpora gesprochener
Sprache – eingegeben. In diesem Arbeitsschritt wurden die Dateien in EXMA-
RaLDA auch mit PRAAT (einer Open-Source-Software fĂĽr phonetische und pro-
sodische Analysen von Paul Boersma und David Weenink, Universität Amster-
dam) verknüpft, um Detailanalysen zur Prosodie zu ermöglichen.
Das Problem schwer zu definierender Ăśberschneidungsbereiche zwischen
verschiedenen Varietäten erfordert in Bezug auf die hier vorliegende Studie eine
besondere Sorgfalt in der methodischen Herangehensweise. Dies begrĂĽndet den
Entschluss, die beiden Dialekt-korpora JD und ED mit einem Korpus standard-
nahen Sprechens zu vergleichen, um überprüfen zu können, inwiefern ein un-
tersuchtes syntaktisches Merkmal weniger durch regionale oder intergeneratio-
nelle Variation, sondern vielmehr durch die Besonderheiten gesprochener
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Community/Alles_%C3%BCber_%C3%96sterreich/Landkarte-%C3%96sterreich/Osttirol
(15.05.2013).
44 Eine Darlegung der Transkriptionskonventionen findet sich im Anhang (vgl. Kapitel 7.1.).
45 Die Tatsache, dass das Beobachten einer (verbalen oder nonverbalen) Handlung gleichzei-
tig ein Teilnehmen an dieser Handlung mit sich bringt und der/die Beobachter/-in nicht davon
ausgehen kann, dass sich diese auch ohne seine/ihre Beteiligung in dieser Form vollzogen
hätte, ist spätestens seit Labov (1971: 171) in den Sozialwissenschaften als „Beobachterpara-
doxon“ bekannt. Sobald die Gesprächsteilnehmer/-innen über die Aufnahme informiert wer-
den, ist daher nie von einer tatsächlichen Natürlichkeit der aufgezeichneten Kommunikation
auszugehen. Lediglich einzelne Parameter wie etwa der Aufnahmeort oder der Vertrautheits-
grad der Beteiligten können eine annähernd natürliche Aufnahmesituation gewährleisten.
46 Die anonymisierten und mit einem Metadaten-Kopf versehenen Transkripte der Teilkorpora
JD und ED sind der vorliegenden Arbeit mittels elektronischem Datenträger beigelegt (vgl.
Anhang, Kapitel 7.2.). An dieser Stelle soll darauf hingewiesen werden, dass die Transkripte in
Partiturschreibweise verfasst sind, um die zeitliche Abfolge (etwa bei Ăśberlappungen einzelner
Sprechbeiträge) sichtbar zu halten. Beispiele im Fließtext, die der Veranschaulichung einzel-
ner Aspekte der linguistischen Analyse dienen, werden aber – den Konventionen der Gespro-
chene-Sprache-Forschung folgend – in linearer Transkription mit Zeilennummerierung ange-
geben; für die Analyse zentrale Stellen im Gespräch werden mit Pfeil (→) gekennzeichnet.
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Title
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Subtitle
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Author
- Melanie Lenzhofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Size
- 14.8 x 22.0 cm
- Pages
- 502
- Category
- Geographie, Land und Leute