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Sprachvariation und Alter | 75
Das Sprachrepertoire99 der Proband/-innen aus Osttirol setzt sich demnach
aus verschiedenen Varietäten und Stilen zusammen, die domänenspezifisch100
zur Anwendung kommen. In der Beschreibung dieses Variationsspektrums
muss die geographische Lage Osttirols als Teil des sĂĽdbairischen Dialektraums
(vgl. nachfolgende Abbildung 6), der im SĂĽden an Italien angrenzt, sowie
sprachhistorische Gegebenheiten berĂĽcksichtigt werden.
Abb. 6: Osttirol und der sĂĽdbairische Dialektraum (Karte der Ă–sterreichischen Akademie der
Wissenschaften 2010)101
Aus historischer Sicht ist für die Sprachsituation in Osttirol (und Kärnten) der
Kontakt des Bairischen mit dem Slawischen ein zentraler Faktor. Gerhard Ne-
weklowskys (1985: 33) Ausführungen zu „Slowenische[n] Elemente[n] im
||
99 Dittmar (1997: 137) bietet folgende begriffliche Bestimmung des „linguistischen Reper-
toires“: „Die Gesamtheit der den Mitgliedern einer Sprachgemeinschaft für sozial bedeutungs-
volle Interaktion zur VerfĂĽgung stehenden Ressourcen bezeichnen wir als Repertoire dieser
Sprachgemeinschaft. Die sprachlichen Ressourcen schlieĂźen dabei unterschiedliche Sprachen,
Dialekte, Register, Stile und Routinen, Schreibvarietäten als auch andere Modalitäten kommu-
nikativer Kodes mit ein.“ Eine Beschreibung idealtypischer „’Register-Repertoires’ von Mittel-
und Unterschicht“ findet sich bei Löffler (2005: 152154). Zentral für die Konzeption linguisti-
scher Repertoires ist der Fokus auf die „Sprecher als kommunizierende Interaktanten […], die
durch sprachliche Wahlen in die Produktion von Äußerungen relativ zu Sprechsituationen
Bedeutungen herstellen“ (Dittmar 1997: 138).
100 Mit Dittmar (1997: 206; Hervorhebungen im Original) wird davon ausgegangen, dass
Domänen aus sozialen Situationen bestehen, „in denen Interaktionspartner qua soziale Rollen
(verstanden als Menge kulturell definierter gegenseitiger Rechte und Verpflichtungen) in
einem spezifischen sozialen Umfeld (Setting) in privater oder geschäftlicher Beziehung intera-
gieren.“ Begrifflich in die Soziolinguistik eingeführt wurde das Domänenkonzept von J.A.
Fishman (1970: Sociolinguistics. A Brief Introduction).
101 Die Karten des Instituts fĂĽr Ă–sterreichische Dialekt- und Namenlexika (Ă–sterreichische
Akademie der Wissenschaften) sind online abrufbar unter:
http://www.oeaw.ac.at/dinamlex/Suedbairisch.html (16.07.2010).
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Title
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Subtitle
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Author
- Melanie Lenzhofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Size
- 14.8 x 22.0 cm
- Pages
- 502
- Category
- Geographie, Land und Leute