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Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
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88 | Theoretische Voraussetzungen wird. Fiehler (2014: 1314) lehnt etwa Mündlichkeit und Schriftlichkeit als theore- tische Begriffe ab und begründet dies mit folgenden drei Argumenten: 1. Der Begriff Mündlichkeit reflektiert (und reproduziert) ein reduziertes Verständnis der Funktionsweise von interpersonaler Kommunikation in gemeinsamer Situation (Inter- aktion). 2. Der Begriff Mündlichkeit suggeriert eine gewisse Gleichartigkeit dessen, was mündlich produziert wird. 3. Als spezifische Abstraktion verstellt Mündlichkeit den Blick auf die Grundformen der Verständigung, die kommunikativen Praktiken. (Fiehler 2014: 1314; Hervorhebungen im Original) Anstatt von Mündlichkeit bzw. gesprochener Sprache als relativ einheitlicher Kategorie auszugehen, wird die Heterogenität verbaler Interaktion selbst als Ausgangspunkt der theoretischen Modellierung genommen. Die binäre Unter- teilung in mündlich vs. schriftlich bzw. nähesprachlich vs. distanzsprachlich wird aufgegeben, stattdessen werden diverse kommunikative Praktiken121, „präformierte Verfahrensweisen, die gesellschaftlich zur Verfügung stehen, wenn bestimmte rekurrente Ziele oder Zwecke kommunikativ realisiert werden sollen“ (Fiehler et al. 2004: 99) als Gegenstand der linguistischen Auseinander- setzung in den Blick genommen. Als empirisch beschreib- und fassbar werden nicht gesprochene und geschriebene Sprache an und für sich, sondern kommu- nikative Routinen als „Formen sozialer Praxis“ (Fiehler et al. 2004: 16) in wie- derkehrenden kommunikativen Aufgaben, etwa einer Dienstbesprechung, ei- nem Protokoll, einer Terminvereinbarung beim Arzt etc. Kritik an dieser Herangehensweise wurde allerdings hinsichtlich ihrer methodisch-empirischen Umsetzbarkeit vorgebracht: Der diversifikatorische Beschreibungsansatz ist so heterogen, dass er keine Verallgemeinerungen zulässt und über die Einzelfall- beschreibung nur schwer hinauskommt. Zeman (2013: 195) fasst die Kritikpunk- te der protoypisch-binären und der diversifikatorisch-multifaktoriellen Model- lierung von Mündlichkeit wie folgt zusammen: Keiner der beiden Ansätze ist […] unproblematisch: Während sich der prototypische An- satz der Frage stellen muss, inwieweit er der sprachlichen Heterogenität gerecht werden kann, hat der Diversifikations-Ansatz Probleme, ein systematisierendes Instrumentarium bereitzustellen. || 121 Anstelle von kommunikativen Praktiken sprechen Steger et al. (1974) von „Redekonstella- tionstypen“ – die theoretische Modellierung weist aber in eine ähnliche Richtung wie jene bei Fiehler (2000; 2014) und Fiehler et al. (2004).
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Jugendkommunikation und Dialekt Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Title
Jugendkommunikation und Dialekt
Subtitle
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Author
Melanie Lenzhofer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-050330-2
Size
14.8 x 22.0 cm
Pages
502
Category
Geographie, Land und Leute
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