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Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
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Sprachvariation und gesprochene Sprache | 95 festigter Muster. Die Gleichzeitigkeit von Sprachproduktion und -rezeption be- wirkt dabei, dass „Sätze im Gespräch über ihren möglichen Endpunkt hinaus vom Sprecher erweitert oder durch Fortführung nach einem Sprecherwechsel gemeinsam konstruiert werden können“ (Stukenbrock 2013: 247). Um diesem Zeitaspekt gerecht zu werden, entwickelte Auer (vgl. 2000; 2005; 2007; 2010) ein prozessual-dynamisches Syntaxmodell (die so genannte „On line-Syntax“), das auf den Konzepten der Projektion und der Retraktion beruht.131 Projektionen können in der gesprochenen Sprache-in-Interaktion z.B. durch Diskursmarker ausgelöst werden, die folgende Redeteile ankündigen, oder eben auch durch grammatische Strukturen: Ein finites Verb lässt etwa aufgrund seiner Valenzei- genschaften bestimmte weitere Äußerungselemente erwarten. Das grammati- sche Wissen über diese erwartbaren Elemente hängt dabei eng mit dem interak- tionalen Wissen der Gesprächs-teilnehmer/-innen zusammen, was auch Auer (2005) betont: By projection I mean the fact that an indivual action or part of it foreshadows another. In order to understand what is projected, interactants need some kind of knowledge about how actions (or action components) are typically (i.e., qua types) sequenced, i.e., how they follow each other in time. (Auer 2005: 8) So wie es möglich ist, im zeitlichen Verlauf des Gesprächs Äußerungsinhalte zu projizieren, so können sprachliche Elemente auch rückwirkend verändert wer- den: Durch Retraktionen werden die Strukturen bearbeitet und erweitert, etwa in Form von Rechtsherausstellungen oder Nachträgen. Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass Vertreter der Inter- aktionalen Linguistik grammatische Phänomene im Hinblick auf ihre interakti- onale Verwendung analysieren. Sprache-in-Interaktion und interaktionales Handeln werden dabei als voneinander untrennbar aufgefasst, die Formen und Strukturen einer Einzelsprache werden „als flexible und anpassungsfähige Ressourcen aufgefasst, die auf die Bedürfnisse der Sprecher bei der Organisati- on der Interaktion zugeschnitten sind“ (Stukenbrock 2013: 247). Vorgefasste Kategorien oder Fragestellungen werden dabei gemieden – auf Basis authenti- scher Alltagskommunikation wird induktiv nach kommunikativen Routinen gesucht. Die dabei verwendeten sprachlichen Formen werden kontextsensitiv in ihrer interaktionalen Funktion beschrieben. Eine TCU kann dabei satzförmig sein, kann aber auch aus einem Diskursmarker, einer Präpositionalphrase, einem Adverb usw. bestehen. Gesprächseinheiten und ihre Bedeutungen wer- || 131 Auf die Rolle von Projektion und Retraktion in der Einheitenbildung gesprochener Spra- che wird in Kapitel 3.4. noch näher eingegangen.
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Jugendkommunikation und Dialekt Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Title
Jugendkommunikation und Dialekt
Subtitle
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Author
Melanie Lenzhofer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-050330-2
Size
14.8 x 22.0 cm
Pages
502
Category
Geographie, Land und Leute
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