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Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
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Segmentierung gesprochener Sprache | 141 – Sie bilden prosodisch selbstständige Einheiten (Intonationsphrasen). – Sie enthalten a) entweder kein finites Verb als Valenzträger oder b) ein finites Verb als Valenzträger, realisieren aber nicht alle in seiner Valenzpo- tenz angelegten Aktanten.194 – Sie weisen keine Nicht-Realisierungen anderweitiger Projektionspotenzen syntaktischer oder semanto-pragmatischer Natur auf. Das erste Definitionsmerkmal unterscheidet KomS von prosodisch unselbst- ständigen Einheiten wie etwa integrierten Diskursmarkern. Der zweite Punkt ist das ausschlaggebende Unterscheidungskriterium gegenüber den satzförmigen Einheiten gesprochener Sprache (KS und MS). Mit dem dritten Merkmal kann dagegen eine definitorische Abgrenzung gegenüber so genannten Anakolut- hen195 erreicht werden. Dabei handelt es sich nämlich um Abbrüche einer Äuße- rung, die ein Nicht-Einlösen der syntaktischen und semanto-pragmatischen Projektionspotenzen nach sich ziehen (vgl. Selting 1997: 138; Hennig 2006: 165- 166). Während kompakte Strukturen also eine „reibungslose Gestaltschließung“ (Hennig 2006: 166) aufweisen, wird diese in Anakoluthen mehr oder weniger abrupt abgebrochen. Im Folgenden sollen zunächst einige Beispiele für kom- pakte Strukturen gegeben werden, um anschließend noch einmal auf ihre Ab- grenzung gegenüber den Anakoluthformen zurückzukommen. Wie oben bereits angemerkt, können KomS ohne finites Verb realisiert wer- den und dennoch kommunikativ vollständig sein. Im folgenden Gesprächsaus- schnitt (23) greift Sprecher Ste die in Z. 9 geäußerte syntaktische Konstruktion wieder auf: Beispiel 23: JD 23, Z. 9-13: „Kindergarten“ 09 Ste: (2.0) der isch jo fünf joah KINdergorten gong; 10 Chr: AH ge. 11 Ste: =na DREIe. || 194 Hier soll darauf verwiesen werden, dass die Realisierung von Verbvalenzen nicht erst bei Hennig, sondern schon früher bei Sandig (2000) bzw. Auer (1993) als Kriterium für die Abgren- zung elliptischer Strukturen gegenüber Sätzen verwendet wird. 195 Auch der Begriff Anakoluth verweist in seiner etymologischen Charakterisierung auf eine defizitgeprägte Auffassung von gesprochener Sprache, seine Adäquatheit für die Analyse mündlicher Kommunikation wird jedoch in der Fachliteratur bei weitem nicht so heftig disku- tiert wie der Ellipsen-Begriff (vgl. Hennig 2006: 165). Da der Einheitentyp Anakoluth in der vorliegenden Untersuchung nur eine untergeordnete Rolle spielt, wird auf diese Bezeichnungs- Problematik jedoch nicht näher eingegangen.
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Jugendkommunikation und Dialekt Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Title
Jugendkommunikation und Dialekt
Subtitle
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
Author
Melanie Lenzhofer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Date
2017
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-050330-2
Size
14.8 x 22.0 cm
Pages
502
Category
Geographie, Land und Leute
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