Page - 437 - in Jugendkommunikation und Dialekt - Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
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der Schwerpunkt der Analysen auf einzelgruppen-übergreifenden Verdichtun-
gen innerhalb einzelner syntaktischer Phänomenbereiche im Sinne nicht alters-
exklusiver, sondern alters-präferentieller Marker.
Die Hauptergebnisse der empirischen Analysen können wie folgt zusam-
mengefasst werden:511 Im Vergleich einzelner syntaktischer Konstruktionen, die
zwischen Parataxe und Hypotaxe changieren, nämlich weil-Konstruktionen,
Relativ(satz)konstruktionen und unselbständigen Verbzweitkonstruktionen,
zeigte sich lediglich in Bezug auf letztere eine leichte Tendenz zur koordinie-
renden Realisierung bei den jugendlichen Proband/-innen. Für weil-
Konstruktionen und Relativ(satz)konstruktionen ist dagegen die in der Fachlite-
ratur vermutete Präferenz (vgl. Androutsopoulos 1998: 279) bei den Jugendli-
chen nicht empirisch nachzuweisen. Weil-Konstruktionen mit Verbzweit- oder
Verbfrüherstellung sind jedoch insgesamt bei den Dialektsprecher/-innen Ostti-
rols häufiger zu finden als in den standardnahen Gesprächen aus Teilkorpus
GF. In Bezug auf die Relativ(satz)konstruktionen zeigte sich darüber hinaus bei
den Jugendlichen eine starke Tendenz zu Nonstandard-Varianten in der Wahl
der Relativelemente (z.B. der was + VL).
Im Bereich der Serialisierung der sprachlichen Elemente innerhalb der In-
tonationsphrasen konnte die externe Intensivierung der Nominalphrase (z.B.
das ist absolut der Hammer) in Kombination mit definitem Artikel als altersprä-
ferentiell auch in Bezug auf Jugendliche aus Osttirol bestätigt werden. Es zeigte
sich jedoch, dass die Konstruktion in Osttirol auch mit indefinitem Artikel, und
hier auch bei den Erwachsenen, belegt ist. Als wahrscheinlicher Einflussfaktor
dafür wurde die im Bairischen weit verbreitete Artikelduplikation (z.B. Sie ist
eine ganz eine Nette.) identifiziert. An der Schnittstelle zwischen Lexikon und
Syntax einzuordnende weitere Mittel der Expressivität (z.B. in Form von expres-
siven Nachträgen oder expressiven Gesprächspartikeln) sind in der Jugend-
kommunikation Osttirols ebenfalls signifikant häufiger als in den Erwach-
senenkommunikaten. Expressivität ist also insgesamt als wichtiger
pragmatischer Einflussfaktor in diesem Bereich syntaktischer Variation zu se-
hen.
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511 Dabei soll noch einmal an die Ausführungen zum Verhältnis von Sprachvariation und
Alter in Kapitel 3.1. und das dort beschriebene Variationsspektrum Jugendlicher in Osttirol
erinnert werden. Die beschriebenen alterspräferentiellen Marker beziehen sich auf die inner-
generationelle Kommunikation innerhalb der Peergroup – das sprachliche Verhalten der Pro-
band/-innen in der Kommunikation mit Erwachsenen, in Institutionen etc. kann mitunter
völlig anders ausgestaltet sein, sowohl auf syntaktischer als auch auf anderen sprachlich-
kommunikativen Ebenen.
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Jugendkommunikation und Dialekt
Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Title
- Jugendkommunikation und Dialekt
- Subtitle
- Syntax gesprochener Sprache bei Jugendlichen in Osttirol
- Author
- Melanie Lenzhofer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-050330-2
- Size
- 14.8 x 22.0 cm
- Pages
- 502
- Category
- Geographie, Land und Leute