Page - 9 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832

Einleitung Ein Kaiser, der sich auf eine Reise begab und dabei von seinem Leibarzt begleitet wurde – diese Konstellation war gewiss nichts Ungewöhnliches, war doch eine Erkrankung des Herrschers gerade auf Reisen höchst unange- nehm und gefährlich, sodass sich die Mitnahme eines Mediziners empfahl. Dass Johann Nepomuk Raimann, der Leibarzt des Kaisers Franz I., seinen Herrn auf einer im Jahr 1832 unternommenen Reise in die südwestlichen Provinzen des Kaisertums Österreich begleitete, ist daher nicht weiter über- raschend. Es ist wohl auch nicht ungewöhnlich, dass Raimann einen für den Privatgebrauch bestimmten Bericht über diese Reise zu Papier brachte – persönliche Aufzeichnungen wie Tagebücher oder auch Reisenotizen waren, anders als heute, in der Zeit des Biedermeier eher die Regel denn die Aus- nahme. Zu welchem Zweck Raimann seinen Reisebericht auch immer ange- fertigt haben mag (man könnte da an eine rein private Erinnerungsschrift denken, an eine Gedächtnisstütze für spätere Gespräche mit dem Monarchen, oder auch an das Bedürfnis, den Familienmitgliedern ein lesendes Nachvoll- ziehen der Reise des Familienoberhauptes zu ermöglichen), offizieller Cha- rakter kommt diesem Bericht wohl nicht zu, dafür ist er formell zu wenig durchgestaltet und auch in seiner Sprache zu privat. Ungewöhnlich ist jedoch die Art und Weise, wie dieser bislang nicht zu- gängliche Reisebericht zum Gegenstand des vorliegenden Buches werden konnte, und daher sei die Vorgeschichte desselben in aller Kürze rekapitu- liert: Im Frühjahr des Jahres 2007 erhielt ich von meinem Schwager Cosimo D’Andria, der als Pharmazeut und Apotheker in Velden am Wörthersee im schönen Kärnten tätig ist, einen Anruf: Ein über achtzig Lenze zählender Italiener aus Brescia habe ihn in der Apotheke aufgesucht, um Medikamente zu besorgen, und dieser Kunde habe ihm nebenbei erzählt, dass einer seiner Vorfahren der Arzt eines österreichischen Kaisers gewesen sei und dass er Dokumente aus jener Zeit besitze. Der Mann sei nun für kurze Zeit in Kärn- ten, wo er in der Nähe von Velden ein Haus besitze, und man könne ihn besuchen, um sich einige Schriftstücke anzusehen. Der nächste Tag war Christi Himmelfahrt, und so nutzte ich den Feiertag, um von Graz nach Vel- den zu fahren und jenen geschichtsbewussten Italiener zu besuchen. Am 17. Mai 2007 lernte ich, in Begleitung meines Schwagers, in seinem Haus in Rosegg Ing. Dott. Franco Rota kennen, einen ehemaligen hohen Mitarbeiter