Page - 51 - in Des Kaisers Leibarzt auf Reisen - Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832

51 / Hände in steifledernen, in ein Stück vereinigten / Handschuhen, die an den Armen befestigt werden, / auf eine sehr einfache Art verwahret. / Am 10. July – reisten wir über Volders und / Schwatz, einer Kreisstadt, in welcher ich die Provinzial-Zwangsar- / beits-Anstalt, die 118 SträfZwänglinge zählt, u aus einem Non- / nen-Kloster hergestellt worden ist, [besichtigte,] bis Rattenberg, wo wir um 12 Uhr ankamen. Ich besah gegen Abend die / ½ Stunde entfernte, am linken Inn-Ufer gelegene Mes- / sing-Fabrik (Kupfer- und Zink-Schmelz). Sie wird theils / vom Aerario thls von einem Vereine betrieben; die / Zahl der Arbeiter ist 112. Wegen zu vieler anderwär- / tiger Concurrenz ist jetzt der Absatz viel geringer als sonst, / daher die Vorräthe an allerley Messingblech, an Messing- / u Kupfer-Draht bedeutend, folglich der Betrieb schwach. / Von da langten wir über Wörgl, Söll, Elmau, / und St. Johann, wo die Paßstraße verlassen wurde, / am 11. Jul. gegen Mittag in Kitzbüchl an. Grund- // herr ist der Fürst Lamberg. Kitzbüchl hat ein / Versorgungshaus für Altersschwache, unheilbar / Kranke u. Erwerbsunfähige aus dem Gebiethe des / Städtchens; in welchem derzeit 10 weibl. und 1 männl / Individuum untergebracht sind. Hier besuchten mich / der Landgerichts-Arzt Dr Unger, der L. G. Wundarzt Lam- / podinger, u der Distr. A. von St. Johann D.r Pach- / lechner. Das Thal von Kitzbüchl hat eine sehr frische / und schöne Vegetation. Abends sah man auch nördlich / auf dem Gipfel eines sehr hohen Berges Freuden- / feuer, während Kitzbüchl beleuchtet war. / Am 12.t – gieng die Reise bey einem Kupfer- / schmelzwerk vorbey, in welchem aus 100 Ctr Erz bey / 12 Centn. reinen Kupfers erhalten werden, über meh- / rere mäßig und einen sehr hohen, steilen und sich / lang dehnenden Berg, der Thurnpaß genannt, / von welchem an mehreren Stellen der Weg (ein / bloßer Landweg) sehr steil hinab führt, binnen / vollen 5 Stunden über Tyrols Grenze nach Mitter- / sill, binnen 3 Stunden sodann nach Burg, endlich bin- / nen 3 ¼ Stunden nach Lend, wo ich um 5 ½, Se. Maj. / erst um 6 ½ Uhr ankamen. Das Pinzgau, schon im / Salzburgischen, war von Mittersill an, bey Zell am / See, welches ¼ Stunde von der Straße links in einem / Thale zu sehen war, bis gegen Taxenbach, eine Mei- / le vor Lend, sehr feucht und sumpfig, obwohl schon / ein beträchtlicher Theil entsumpft seyn soll. Pinzgau, / wegen ungewöhnlich großer u starker Pferde berühmt, wird von der rasch fließenden Salza durchströmt. War //