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dem Rollen eines / Donners ähnlich. – In Gmunden besah ich das ¼ Stun- /
de oberhalb der Stadt am linken Ufer der Traun ge- / legene Bürger-Spital,
welches in 2 Stockwerken viele / kleine Zimmer hat, und derzeit 25 theils
männliche / theils weibliche Pfründner beherbergt. Jedes Individuum / erhält
täglich 12 kr; jedes verköstet sich selbst nach Be- / lieben und Vermögen.
Wenn es der Raum gestat- //
tet, werden auch andere aus dem Armen-Institute be- / theilte, nicht
eingebürgerte Pfründner, so wie kranke / Arme, denen häusliche Pflege
mangelt, aufgenommen. / Ich besah ferner das große Aerarialgebäude, in
wel- / chem die Fäßer für das Salz zusammengesetzt, das Salz /
eingestampft, und beyde gewogen werden. Der Gmund- / ner See hat süßes
Wasser, und die in ihn bey Ebensee / einfließende, eigentlich ihn bildende
Traun fließt / jenseits, in Gmunden, unter demselben Nahmen / weiter, und
macht auf der ersten Poststation vor Diet- / heim den schönen, sog.
Traunfall, welcher links neben / der Straße am 19t. Jul. besehen wurde.
Neben demselben / gleiten die Schiffe in einem hölzernen 208 Klaftern /
langen Kanale auf das schleunigste weiter. Von / Lambach bis Wels ist eine
abwärts geneigte schiefe / Fläche, die Gegend sehr schön und fruchtbar, so
daß man / fortan in Gärten zu fahren glauben könnte. Die / hohen Ufer der
Traun sind von Gmunden her schon mit / hübschen Wäldern besetzt, und die
ehedem verrufene / Welser Heide ist nun in Ackerland und junge Wäl- / der
umgestaltet. /
An demselben Tage, 19. July, kam ich um 12 ½ Uhr / in Linz an. Linz am
rechten Donauufer gelegen / hat eine Bevölkerung von 25,000 Einwohnern.
Eine höl- / zerne Brücke verbindet die Stadt mit dem auf dem jen- / seitigen
Ufer nordwestlich gelegenen Markte Ufer [=Urfahr], / von welchem die
Eisenbahn nach Budweis beginnt, an welcher //
nur eine Strecke von einer Stunde Weges im nahen / Gebirge noch nicht
hergestellt ist, aber im nächsten Mo- / nate August vollendet und fahrbar
werden wird. Sie / ist hauptsächlich für Salztransporte nach Budweis an / die
Moldau bestimmt, wozu Frachtwägen nach eigener / Bauart schon
vorhanden sind. Der Bau der Eisenbahn / ist sehr einfach so wie der
entsprechende Mechanismus der / Wagenräder aus Gußeisen, welche man
aus dem kaiserl / Gußwerke bey Maria-Zell bezieht. Zwey Pferde sind, / wie
man versicherte, im Stande, 3 an einander gehäng- / te, zusammen
wenigstens 40 Centner wiegende Wägen / mit einer Ladung von 180
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832