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Erläuterungen
Johann Nepomuk Raimann (1780-1847)
Johann Nepomuk Raimann konnte im Jahr 1832, als er seine Reise mit Kai-
ser Franz I. unternahm, auf eine steile Karriere zurückblicken, die ihn aus
bürgerlichen Anfängen in den Adelsstand empor geführt hatte. Bevor wir
uns Raimanns auf der besagten Reise gemachten Beobachtungen zuwenden,
wollen wir unsere Aufmerksamkeit kurz auf das Leben und Wirken dieses
bedeutenden Mediziners richten.
Am 20. Mai 1780 in Freiwaldau in Österreichisch-Schlesien, dem heutigen
Jeseník im Nordosten der tschechischen Republik, geboren, bekam er in
seiner Kindheit und Jugend jene auf strenge Männlichkeit gerichteten Werte
vermittelt, die ihn unbeirrt seinen beruflichen und gesellschaftlichen Auf-
stieg in Angriff nehmen und verfolgen ließen. Raimanns Vater, ein „proprié-
taire aisé“, war nicht nur ein von seinen Mitbürgern geschätzter Mann, er
vermittelte seinem Sohn auch wahres „patriarchalisches“ Gedankengut:
„aussi jeta-t-il dans le coer de son jeune fils le germe de ses vertus patriarca-
les qui le distinguèrent toute sa vie.“1 Mit Wissensdurst und Lerneifer und
mit seinem tadellosen Betragen (galt er doch als „modèle le plus parfait de la
jeunesse“2) erwarb sich Johann Nepomuk Raimann die Wertschätzung seiner
Professoren an Lyzeum und Universität. 1804 erlangte der vierundzwanzig-
jährige Raimann, der in Prag und Wien studiert hatte, den akademischen
Grad eines Doktors der Medizin, und schon ein Jahr später wurde er zum
provisorischen Professor der allgemeinen Pathologie und Therapie an der
Krakauer Universität ernannt. Bereits 1807 wurde er zum ordentlichen Pro-
fessor der genannten Fächer und auch der Arzneimittellehre erhoben. Aller-
dings war in Krakau die Möglichkeit, im österreichischen Staatsdienst Kar-
riere zu machen, bald nicht mehr gegeben, da das bei der dritten Teilung
Polens 1795 den Habsburgern zugeschlagene Westgalizien 1809 an das 1807
1 Encyclopédie biographique du XIXe siècle. Huitième catégorie: Médicins célèbres
(Paris 1845; das genannte Erscheinungsjahr steht auf dem Titelblatt der Encyclopédie,
kann aber, da Raimanns Tod erst 1847 erfolgte, der Encyclopédie aber schon bekannt
war, nicht stimmen), s.v. Raimann (Le Chevalier de), S. 25-32, 26.
2 Encyclopédie biographique, S. 26.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832