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te das Theater an der Wien übertreffende Theater, wo italienisch gespielt
wird“, und ließ sich danach von Bürgern Triests die schönsten Plätze der
Stadt zeigen. Am 24. Mai besuchte er wieder ein Krankenhaus, das gleich-
zeitig der Versorgung von Geisteskranken, gebärenden Frauen und Findel-
kindern diente; an diesem zweiten Abend in Triest wurde von einem Schiff
aus ein Feuerwerk, das die Vornamen des kaiserlichen Ehepaares in der
Nacht erstrahlen ließ, „mit Raketten abgebrannt“. Dennoch hieß es, Triest
am nächsten Morgen vorerst einmal adieu zu sagen; man wollte schließlich
auch die Markgrafschaft Istrien bereisen.
Istrien
„Am 25. May begann die Reise nach Istrien, von welcher wir am 5. Juny
nach Triest zurückgekehrt sind.“ – Aus diesem Satz erfahren wir, dass die
Fahrt durch Istrien 12 Tage in Anspruch nahm, und dass Raimann seinen
Bericht wohl nachträglich, unter Verwendung von unterwegs gemachten
Notizen vielleicht, abgefasst hat, wie hätte er sonst schon zu Beginn der
Istrien-Reise das Datum der Rückkunft wissen können. An Capo-
distria/Koper und Semedela vorüber ging die Fahrt bis nach Pirano/Piran –
Raimann genoss von seiner Kutsche aus den Anblick von Ölbaumkulturen,
Mandel-, Feigen und Kirschbäumen, Zypressen, Wein und Erbsengärten.
„An und in den Häusern und ihrer Einrichtung“ konnte Raimann erkennen,
dass Pirano einst, als es noch unter Venedigs Banner gestanden hatte, wohl-
habender gewesen war. Im Jahr 1797 waren die Territorien der Republik
Venedig und damit auch die Küstenregionen Istriens erstmals habsburgisch
geworden (Inneristrien war das ja schon länger), 1805 kamen die istrischen
Küsten zum napoleonischen Königreich Italien, 1809 dann wurde ganz Ist-
rien, wie auch Dalmatien, Krain und Westkärnten, den Illyrischen Provinzen
und damit dem Kaiserreich Frankreich zugeschlagen. Der Wiener Kongress
stellte die Herrschaft des österreichischen Kaisers über Istrien wieder her,
und bis 1918 sollte Istrien dann auch österreichisch bleiben. Als Raimann
Pirano besuchte, war es erst seit ca. 20 Jahren Bestandteil des Kaisertums
Österreich, und wie es scheint hatte Pirano unter habsburgischer Herrschaft
an Wohlhabenheit und Bedeutung verloren. Aber dafür hatte die Stadt nun
immerhin einen veritablen Kaiser aus uraltem Hochadel als obersten Herrn.
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Des Kaisers Leibarzt auf Reisen
Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832