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schiedene Symptome aufweisen, aber eine einheitliche, logische Definition
von Fieber kann nicht gefunden werden; gemeinsames Kennzeichen sei le-
diglich die hohe Körpertemperatur der von Fieber Befallenen – mit diesen
AusfĂĽhrungen ist Raimann gar nicht so weit von dem entfernt, was nach
heutigem Wissensstand ĂĽber das Fieber zu sagen ist. Kurz zusammengefasst
bezeichnet etwa der „Pschyrembel“ ein Fieber als erhöhte Körpertemperatur
infolge einer gestörten hypothalamischen Wärmeregulation – Kennzeichen
ist also nach wie vor die „Hitze“, und die Ursachen und Erscheinungsfor-
men, nun, die können verschiedenster Art sein.157 Raimann stellt nun sieben
Kriterien auf, nach denen die Fieber klassifiziert werden können: Erstens
könne man sie nach ihrem „Charakter“ einteilen, und zwar „in entzündliche,
in Faul- und Nervenfieber“. Zweitens nach der Verbindung des Fiebers mit
einem anderen „Leiden irgendeines Systemes oder mit einer Nebenkrank-
heit“, und zwar in „einfache, zusammengesetzte und verwickelte (complicir-
te) Fieber“. Drittens „nach hervorstechenden bedeutenden Zufällen“, also
nach Symptomen, die sie nach sich ziehen: in „Brechfieber, Schweißfieber,
Schlaffieber u.s.w.“, wobei er allerdings einräumt, dass diese Einteilung von
nur geringem Nutzen sei. Das vierte Kriterium ist das des Verlaufs und der
Dauer, die Fieber werden demnach eingeteilt in „anhaltende, nachlassende
und aussetzende, – in rasch verlaufende oder hitzige und schleichende,
langwierige, wovon jene wieder in äußerst hitzige, sehr hitzige, gemeinhin
hitzige, und fast hitzige Fieber unterschieden werden“. Die fünfte Unterglie-
derung erfolgt nach „dem Ursprunge“ in „selbstständige und abhängige, oder
symptomatische; in ursprüngliche und abgeleitete Fieber“. Sechstens können
Fieber „nach den Gelegenheitsursachen“ eingeteilt werden, und zwar in „e-
pidemische, endemische und sporadische Fieber“. Und siebentens schließ-
lich können Fieber nach „dem Verhältnisse zu dem Kranken und zu anderen
Menschen“, nach der Schwere ihrer Wirkungen also, gegliedert werden in
„leichte, schwere, bedenkliche, gefährliche, relativ heilsame; in gut- und
bösartige; in ansteckende und nicht ansteckende Fieber.“158
All diese Kategorien von Fieber bedrängten also die Bevölkerung von Pa-
renzo; von Raimann besonders hervorgehoben und auch immer wieder im
Verlauf der Reise erwähnt wurden die Wechselfieber. Diese Bezeichnung
fĂĽr eine Fiebererkrankung ergab sich aus der Einteilung nach Raimanns vier-
157 Vgl. Christoph Zink (Bearb.), Pschyrembel Klinisches Wörterbuch (Berlin, New York
1990), s.v. Fieber, S. 519f.
158 Raimann, Handbuch, Bd. 1, S. 34-40.
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Johann Nepomuk Raimanns Reise mit Kaiser Franz I. im Jahre 1832